»Ungütig«! Du greifst mich an, – greifst mich an der Stelle an, wo ich am
Verwundbarsten bin, – da, wo mein Lebensnerv sitzt. Ich wehre mich gegen Deinen
Angriff. Und das nennst Du »ungütig aufnehmen«. Das ist ein glänzender
Lustspiel-Einfall, und Du sollst Dir ihn aufnotiren.
»Zurechtwei
sen«. Gewiß,
Olga hat mich nicht zurechtwei
sen
|gewollt. Aber
sie hat’s
gethan. Und was mich
so
sehr erregte,
war,
war, daß ich plötzlich erkennen mußte, wie die
ses
Mädchen, dem ich in aufrichtig
ster Freund
schaft zugethan
bin, die
de die
Freundin meines
lieb
sten Freundes i
st, weltenweit davon entfernt i
st, mich zu ver
stehen!
Im Übrigen ist wirklich genug geredet; und es ist sehr blöd, daß wir uns da
gegenseitig allerlei Grobheiten schreiben, wo wir uns doch |wirklich Wichtigeres zu sagen hätten.
Mein lieber Freund, ich kann Dir heut nicht so
ausführlich schreiben, als ich möchte. Ich habe wahnsinnig zu thun. In einigen Tagen
hoffe ich Zeit zu einem längeren Brief zu finden.
Der »
Rothe Hahn« war gräßlich,
Wolzogen »
Überbrettl« fürchterlich.
Was Du mir über Dein Ohr schreibst, ist betrübend. Aber ich |kann mir nicht
helfen, ich habe so eine Ahnung, daß Dir
das Du mit Deinem Ohrenleiden vielleicht viel weniger zu × schaffen hättest,
wenn Du nicht so oft zum Ohrenarzt gingest. Verringerung der Hörweite! Ich Das wechselt, wie alle Sinnesfunktionen bei allen
nervösen Menschen. Von der Verringerung der Hörweite müßten doch diejenigen etwas
merken, die mit Dir sprechen. Ich habe davon auch nicht das leiseste Anzeichen
bemerkt.
Tausend Grüße!
Dein Paul Goldmann.