Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour. Paris, 22. März.
Mein lieber Freund,
Ha
st Du
schon
Nansens A Artikel Dir über
setzen la
ssen? Er i
st ungemein lieb und herzlich ge
schrieben und
sehr ehrenvoll für uns
Alle, insbe
sondere natürlich für Dich.
Je näher die Zeit heranrückt, wo ich Dich hier wiedersehen werde, mit umso größerer
Freude denke ich daran. Hab’ nur keine Furcht, daß ich mich werde von Arbeit
Deinetwegen abhalten lassen. Die Arbeit läßt mich hier einfach nicht los, wenn sie
einmal da ist. Ich denke, wir werden namentlich am Tage Abend beisammen sein können, und oft auch am Tage. |Das Die Hotel-Zimmer werde ich miethen, sobald Du mir
Deine Ankunft anzeigst. Nur möchte ich auch eine kleine Idee von dem Preise haben,
den Du zu zahlen gedenkst. Nenne Nenne mir ein Maximum: etwa 8 bis 10 Francs pro Tag und pro Zimmer,
also 16 bis 20 Francs pro Tag? Ich hoffe, ich bekomme es billiger, aber ich will
doch wissen, wie weit ich im Nothfall gehen darf?
Welche Unannehmlichkeiten es im Gefolge haben
sollte, wenn Ihr unter Eurem wahren
Namen Euch im
Hotel ein
schreibt, i
st mir dunkel. Ich kenne
nur Fälle, wo es für Leute
|Unn Unannehmlichkeiten im Gefolge gehabt hat, weil
sie unter
sal
schen Namen
abge
stiegen
sind. Die Polizei hat auch in
Paris nichts dagegen, daß ein Men
sch
seinen wahren Namen führt.
Auch bei der Idee, mir
Virginia-Cigarren zuzu
senden,
erkenne ich Dich wieder. Vielleicht gar in einem recommandirten Briefe? Wi
sse denn, oh Freund, daß in
Frankreich
das Tabaks-Monopol be
steht. Jede Einfuhr
fremd
ausländi
scher Cigarren i
st verboten. Privatleute mü
ssen, um Cigarren-Sendungen
empf aus dem
|Auslande
empfangen zu dürfen, eine be
sondere Import-Erlaubniß vom
Finanz-Ministerium haben. Du kann
st
Virginia-Cigarren nur
so nach
Frankreich
bringen, daß Du
sie
selb
st mit Dir nimm
st. An der Grenze
sag
st Du dann, daß Du Dich
zwei Monate in
Frankreich aufhalten will
st und
für die
se Zeit Dich mit Cigarren ver
sehen will
st. Die
se Cigarren verzoll
st Du dann
(was eine Un
summe
Gel Geldes ko
sten wird). Oder aber,
wenn Du Courage ha
st, (die ha
st Du aber wahr
scheinlich nicht),
|so
sag
st Du gar nichts und ver
such
st die Cigarren
einfach durchzu
schmuggeln.
Dein
Bicycle soll
st Du gewiß mitnehmen. Die Umgebung von
Paris i
st eigens für
Bicycle-Touren ge
schaffen. Du wir
st
hier zahllo
se und herrliche Ausflüge mit Deiner Ma
schine machen können. . . . .
Traurig ist es, daß Du Dir Dein junges und schönes Leben mit durch ein Bischen Ohrenklingen verbittern läßt. Für mich ist das gerade ein Beweis Deiner |Ges× Gesundheit. Denn wenn Du irgend ein ernstes Leiden hättest, so könntest Du
nicht auf das Ohrenklingen achten. So concentrirt sich darauf all’ de Deine hypochondrische Grübelei, die sonst, Gott sei gelobt, kein Sujet in Deinem Organismus findet. Laß’ es doch klingen, zum
Teufel, und denke nicht daran! Wenn Du nicht Medicin studirt hättest, würdest Du gar
nicht darauf achten!
Nun Nun erfahre ich wohl bald den genauen Tag Deiner Ankunft. |Das wird schön werden! ×××
Traurig i
st nur, daß ich zu O
stern auf 10 bis 14 Tage
nach
Frankfurt muß. Nach
Nizza gehe ich nicht mehr.
Wie hat »
Liebelei« eigentlich in
Kopenhagen gefallen?
Sei von Herzen gegrüßt und schreibe bald!
Dein treuer
Paul Goldm