Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 13. 9. 1897

|Frankfurter Zeitung Frankfurt a. M., 13. September 1897.
und
Handelsblatt.
Telegramm-Adresse:

Mein lieber Freund,

Ersseit wenigen Stunden bin ich in Frankfurt. Ich habe den Brief gleich nach Paris gesandt und hoffe, daß die Verzögerung, die durch meine verspätete Ankunft in Frankfurt entstanden ist, keine störenden Folgen hat.
Ich danke Dir für die lieben Mittheilungen Deines Briefes. Der Gattin des Rechtsgelehrten geht es hoffentlich besser. Grüß’ sie schön von mir.
Du selbst wirst wohl bald die Ruhe zur Arbeit |finden. Solche Übergangszeiten vom Sommer zum Winter sind immer etwas unbehaglich und bei Dir drängt sich gerade jetzt außergewöhnlich Vieles zusammen. Wird sich schon Alles lichten und klären.
Mein Schwager läßt Dich grüßen u. Dir sagen, daß es lächerlich ist, sich über Ohrenklingen Sorgen zu machen. Nach seiner Erfahrung gibt es kaum einen Menschen, dessen Ohren ganz in Ordnung wären. Er hat mir gesagt: wenn ich darauf achtete, würde ich auch bald Ohrenklingen bei mir bemerken, und mir scheint in der That mehrmals am Tage, daß es auch bei mir klingt. |Wer wird sich aber dabei aufhalten? Schade um jede Stunde Deines schönen Lebens, welche Du Dir dadurch verbitterst.
Mein Fuß ist geheilt. Ich bleibe wohl noch bis Ende der Woche hier u. bitte Dich, mir hierher (Rossertstrasse 15) zu schreiben, falls Du mir noch etwas zu sagen hast oder falls Dein Sohn ankommt.
Deine Freundin grüße recht herzlich von mir. Ich habe mich sehr gefreut zu hören, daß es ihr gut geht.
Ich habe Richards |Hausnummer vergessen. Du bist wohl so gut, ihm den beifolgenden Brief zu übergeben.
Ich grüße Dich von Herzen
Dein treuer
 Paul Goldm

|Frankfurter Zeitung Frankfurt a. M., 13. September 1897.
und
Handelsblatt.
Telegramm-Adresse:

Mein lieber Richard,

Erst dieser Tage haben meine Irrfahrten in Frankfurt geendet. Ich fand hier Deinen lieben Brief vor und ersah daraus mit inniger Freude, daß das große Ereigniß sich vollzogen hat. Daß es Mirjam war und nicht Jehoschuah, überrascht mich nicht. Es mußte ja Mirjam sein.
Der alte jüdische Gott, auf den Du so große Stücke hältst, wird hoffentlich einmal an Deinem Kinde zeigen, was er kann. Er soll ein |liebes und frohes Menschenkind daraus machen. Dir selbst aber möge die kleine Mirjam  nur Freuden bringen und Seelenfrieden in den düsteren Stunden des Grübelns und der Selbstquälerei.
Ich aber will sie stets sehr lieb haben.
Überbringe der Mutter Deines Kindes meine herzlichsten Glückwünsche und Grüße und sei selbst von Herzen umarmt.
Dein treuer
 Paul Goldmann
  1. 1 Für die Redaktion bestimmte Briefe und Sendungen wolle man nicht an die Person eines Redakteurs, sondern stets an die Redaktion der Frankfurter Zeitung adressiren.
  2. 2 Für die Redaktion bestimmte Briefe und Sendungen wolle man nicht an die Person eines Redakteurs, sondern stets an die Redaktion der Frankfurter Zeitung adressiren.
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