Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 4. 4. [1897]

Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour. Paris, 4. April.
Bureau à Paris

Mein lieber Freund,

Hoffentlich erreichen diese Zeilen Dich noch. Sie sollen Dir nichts sagen, als daß ich Dir von ganzem Herzen glückliche Reise wünsche und daß ich mich unendlich auf das Wiedersehen mit Dir freue (obwohl es nicht nöthig ist, das zu sagen) . . . . 
Ich denke ans Hotel de l’Athénée. Im Centrum der Stadt, hinter der Oper gelegen. Größtentheils englische und fransische Kundschaft. Nie hat sich noch ein | Österreicher dorthin verirrt. Preis: ein Zimmer im vierten Stock (Ascenseur) 7 Francs, in einem niedrigen Stockwerk natürlich theurer. Gegenwärtig ist das Haus (welches als vortrefflich bekannt ist) bis unters Dach gefüllt. Man hat mir aber versprochen, daß, wenn ich drei Tage vorher Deine Ankunft melde, man mir zwei Zimmer reserviren wird. Im Centrum mußt Du wohnen, ich hab’ mir das überlegt: Du verlierssonst zuviel Zeit. Auch könnte ich Dich sonst zu selten sehen.
|Wenn ich das Reisegeld habe (was zurstunde mehr als fraglich ist) und wenn im Orient kein Krieg ausbricht, fahre ich nach Frankfurt um den 19. April herum und bleibe 10 bis 14 Tage.
Damenstrohhüte? Wird das Fräulein im Louvre oder Bon Marché kaufen. Außerdem kann sie sonst zwischen tausend und einigen Geschäften wählen.
Cylinder? Den sollst Du gewiß mitbringen, wenn Du hier Besuche machen willst. Wenn |Du ihn nicht mitbringst, sschadet es auch nichts.
Grüß’ Dich Gott, liebster Freund, schreib’ mir ein Wort von unterwegs und komme so bald als möglich!
Dein treuer
 Paul Goldmann.
Habe natürlich keinem Menschen eine Sylbe von Deiner bevorstehenden Ankunft gesagt.
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