Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 29. 4. 1899

und
Handelsblatt.
Telegramm-Adresse:

Mein lieber Freund,

Dank für Deine Karte, die mich sehr beruhigt hat. Ich bin recht froh, Dich in Berlin zu wissen. Mein Brief erreicht Dich jedenfalls am Morgen nach einem neuen großen Erfolge und soll Dir auch gleich meinen Glückwunsch bringen.
Nochmals, bitte: komm’ nach Frankfurt! Die Dreyfus-Enquête geht diese Woche zu Ende. Nächste Woche werde ich sicherlich mehr Zeit haben. Wenn Du da bist, kann ich mich jeden Nachmittag von 5 Uhr ab freimachen. Du brauchst Dich doch wirklich nicht so zu eilen, nach Wien zurückzukommen. Je länger Du fortbleibst, umso besser ist es. Und vor ein |paar Stunden Eisenbahnfahrt mehr wirst Du Dich doch gewiß nicht fürchten.
Was mich anlangt, so dringe ich deshalb ssehr darauf, Dich jetzt zu sehen, weil ich keine Ahnung habe, ob ich in diesem Jahre überhaupt Urlaub bekomme. Die Redaktion hat eine Reihe von Reisemissionen für mich in Aussicht, und es ist nicht unmöglich, daß sie den ganzen Sommer und Herbst füllen. Laß’ Dich erbitten und komm’ her! Wenn ich nicht Zeit habe, wirst Du bei meinem Schwager, meiner Schwester, meinem Onkel sein. Allein werden wir Dich schon nicht lassen. Auch sonst wirst du hier Den und Jenen kennen lernen, der Dich interessiren wird. Bitte, bitte, komm’ hierher!
Viele treue Grüße!
Dein  Paul Goldmann.
  1. 1 Für die Redaktion bestimmte Briefe und Sendungen wolle man nicht an die Person eines Redakteurs, sondern stets an die Redaktion der Frankfurter Zeitung adressiren.
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