Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 26. 4. 1899

und
Handelsblatt.
Telegramm-Adresse:

Mein lieber Freund,

Seit drei Wochen muß ich hier die Dreyfus-Enquête bearbeiten. Das bedeutet: täglich um 7 Uhr aufstehen (um den ungeheuren Stoff zu bewältigen) und bis Nachmittags durcharbeiten. Wenn ich mit diesem Tagespensum fertig bin, bin ich so todtmüde, daß ich zu nichts mehr Kraft habe, nicht einmal zu einem Briefe an Dich. Die Folge ist, daß ich nun schon Wochen lang ohne Nachricht von Dir bin. Gerade in dieser Zeit ist mir das besonders schmerzlich. Ich sende Dir also heut (in Erwartung des Tages, wo ich Zeit haben werde, Dir ausführlicher zu schreiben) diese wenigen Zeilen, um Dich zu bitten, mir ein Wort über Dein Ergehen zu schreiben, |sei es auch nur eine Postkarte. Und wenn Du zu Deiner Première am Samstag nach Berlin gehst, so bitte ich Dich recht, recht herzlich, auf dem Hinwege oder Rückwege über Frankfurt zu kommen. Laß’ Dich die Eisenbahnfahrt nicht verdrießen! Du wirst Dich hier ausruhen und erholen. Wohnen kannst Du nicht bei mir, aber alle Mahlzeiten nimmst Du selbstverständlich mit mir ein. Auch die Meinigen würden sich Alle sehr mit Dir freuen. Bitte, komm!
Viele treue Grüße!
Dein
 Paul Goldmann.
Wir lesen hier die »Fackel«. Ein schönes Saublatt. Aber mit Julius Bauer hat er Recht.
  1. 1 Für die Redaktion bestimmte Briefe und Sendungen wolle man nicht an die Person eines Redakteurs, sondern stets an die Redaktion der Frankfurter Zeitung adressiren.
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