Fondateur M. L.
Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire. Paris, 13. October.
Paraissant trois fois par jour.
Mein lieber Freund,
Nochmals innigen Glückwunsch!
Jetzt, nachdem ich einige Referate gele
sen,
sehe ich
er er
st, wie groß Dein Erfolg i
st, was aus Deiner Depe
sche nicht klar genug
hervorging. Wie ich die Sache an
sehe, bi
st Du jetzt lancirt. Nach dem
Wiener Erfolge werden die
Berliner bald
mit dem
Stücke herauskommen.
Dort wird es einen nicht minder großen Erfolg haben und eine noch intelligentere
Kritik finden (
Mauthner im »
Tageblatt«).
Dann wird
|es über alle
deutschen Bühnen gehen. Wenn Du ruhig
so
weiter arbeite
st – und ich weiß, Du wir
st es thun – kann am Ende ein deut
scher
Emile Augier daraus werden. Der er
ste ent
scheidende Schritt auf die
sem Wege i
st gethan, und
ich bin recht glücklich darüber, daß Dich gleich zu Anfang der Erfolg
in die Hand an der Hand nimmt; das i
st ein guter Führer. Wenn ich übrigens »
Émile Augier«
sage,
so gilt dies nur ein
stweilen, und ich behalte mir vor, im Laufe der
Zeit, je nachdem die Dinge
sich entwickeln,
|noch
viel unbe
scheidener zu werden. Immerhin bedenke nur: In
so jungen Jahren am er
sten
deut
schen
Theater mit dem
zweiten
Stücke ein von allen
ernstzu ern
stzunehmenden Leuten laut anerkannter Erfolg! Das i
st etwas, was Du in der
deut
schen Bühnenge
schichte
selten finden dürfte
st. Es
scheint wirklich, daß Du zu
schönen Hoffnungen für die Zukunft berechtig
st, wie
einer der wei
sen Männer
sich ausdrückte, die über Dein
Stück ge
schrieben haben.
|Ich habe gele
sen die
Referate von:
Speidel (prachtvoll),
Kalbeck (die er
sten sympathi
schen Zeilen, die ich von dem
Manne le
se),
Schoenthan (der vor Bühnendichter-Neid zer
springt); ferner das
Referat des »
Wiener Journal« (ver
ständnißlos,
aber mit Einzelheiten, die aus
söhnen), endlich
Granichstaedten, das widerliche
Thier (Ohrfeigen!!!).
Uhl× in der »
Frankfurter Zeitung« hätte wärmer und ausführlicher
sein können;
ich vermuthe, daß es ihn
|ver
stimmt, weil die
Officiellen (
Speidel etc.) Dich loben. Auch i
st er
wohl von denen, die Jemanden fördern, – bis er einen Erfolg hat, die aber
sofort von
dem Erfolge
selb
st un
sympathi
sch berührt werden. Eine echte
Oppositions-Natur mit einem Worte. In
Be Berliner Blättern las ich das kurze, aber
sehr
freundliche
Telegramm des »
Tageblatt«, das
sehr warme
Telegramm des »
Lokalanzeiger« und
|das
blöd
sinnig-freche
Telegramm des »
Kleinen Journal« (
Correspondent Herr
Conried vom »
Neuen Wiener Tagblatt«), das Dich
einen Mann aus der
Hermann Bahrschen Schule nennt.
Den Abend der
Première verbrachte ich mit
Th. Wolff (vom »
Berliner Tageblatt«) und
sah fleißig
auf die Uhr. Um neun Uhr meinte ich, Dein Schickfal mü
sse
sich wohl
ent
schieden haben, und da
schlug
Wolff vor, auf Dein
|Wohl anzu
stoßen, Was
ge
schah.
Die Meinigen, mein
Onkel,
meine
Mutter, mein
Schwager,
sind, wie mir heut meine
Mutter schreibt, hocherfreut über Deinen Erfolg und la
ssen
Dir von Herzen gratuliren.
Am Tag nach der
Première, nachdem ich Dein Telegramm erhalten, fuhr ich zur »
Liberté« und zu den »
Débats« und bat um eine Notiz. Beide
Blätter haben die
Bitte mit großer
|Liebenswürdigkeit erfüllt. Ich
sende
sie Dir anbei;
stoße Dich nicht an die Unrichtigkeiten, die Du in den
Notizen finde
st; ich
habe ihnen die Ge
schichte zwar genau erklärt, aber
sie haben doch ge
schrieben, was
sie wollten; das i
st
so
Pariser Art. Jedenfalls
aber mußt Du Dich bedanken; das i
st hier
so Sitte. Zuer
st mußt Du
ei Deine Vi
sitkarte mit der Auf
schrift:
remercie bien vivement M. Fierens-Gevaert de son amabilité |schicken an:
M. Fierens-Gevaert, du
»Journal des Débats«, Rue des Prêtres – St. Germain l’Auxerrois, Paris. Eine zweite Karte
sende
st Du an
M. Aubry, de la »Liberté«, 10. Rue Camou, Paris. Hier mußt Du
schon etwas wärmer
schreiben, da
Aubry ein
sehr herzliches Intere
sse für Dich bezeigt,
sich
eine mörderi
sche Mühe
|gegeben hat, um die von
seiner
Frau über
setzte »
Kleine Komödie« in gutes Franzö
si
sch zu bringen
(die
Übersetzung i
st
infolgede
ssen vortrefflich)
etc. Du
schreib
st al
so vielleicht auf Deine Karte:
remercie M. Aubry du bel très-bel article au sujet de la »Liebelei«, le remercie en outre de toute la
peine, qu’il s’est donnée pour la traduction de la »Petite comédie«, le remercie en un mot de toute son amabilité
charmante et espère |de lui serrer un jour la main main en ami, soit à Paris, soit à Vienne. . . . .
So, da hast Du wieder ein wenig Arbeit.
Nochmals, vielen Dank für Dein Telegramm! Danke auch
Richard für das
seinige! Und
sei von Herzen gegrüßt!
Dein
Paul Goldmann.
Bitte, empfiehl’ mich Deiner Frau
Mama und
sag’ ihr, ich la
sse ihr zu ihrem Sohne
gratuliren.