Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 14. 10. [1895]

Fondateur M. L. Sonnemann. Paris, 14. October.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureau à Paris

Mein lieber Freund,

Dank für Deinen lieben Brief! Schreib’ mir ausführlicher, sobald Du kannst, aber nicht früher: ich warte gern.
Ich schreibe Dir heut nur, weil ich soeben Bahrs Referat gelesen habe. Das ist keine Kritik, das ist ein Bubenstreich. Ich sehe von der Dummheit und Gemeinheit ab, mit der die literarische Beurtheilung abgefaßt ist. Aber dieser Artikel enthält persönliche Beleidigungen gegen Dich. |Ich habe vor Entrüstung gezittert, als ich das las. Wäre ich in Wienso würde ich den Menschen zur Rechenschaft gezogen haben. Du selbst kannst kaum etwas machen, da die Welt Dir in jedem Falle Unrecht geben würde. Aber ich halte es für absolut unumgänglich, daß Du Deine persönlichen Beziehungen zu dem Burschen abbrichst. Das Gleiche erwarte ich von Richard. Ein Bube, der mit Schmutz wirft, gehört nicht in Eure Gesellschaft.
Viele treue Grüße! Dein
Paul Goldmann.
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