Felix Salten an Arthur Schnitzler, 15. 10. 1902

|Die
Wiener Tageszeitung Wien 15. Octob. 02
Prof. Dr. I. Singer
Redaction.
Telegramm-Adresse: Zeit, Wien
Interurbanes Telephon Nr. 15.988
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Lieber Freund, ich habe sehr bedauert, dass mich die Satzcorrectur zum »Fünfkreuzertanz« Samstag bis 2 Uhr in der Redaction aufhielt, so dass ich Sie nicht mehr sehen konnte. Ich bitte Sie nun um einige Kleinigkeiten, die Sie gelegentlich, ohne Mühe ausrichten, und für die ich Ihnen sehr dankbar wäre. Erstens Herrn Dr Löwenfeld bestens von mir zu grüßen, und ihm zu sagen, dass ich seinen Aufsatz über volksthümliche Claßikervorstellungen schon sehnlichst erwarte. Dann erkundigen Sie sich, bitte, nach dem Schauspieler Paul Paschen (Schillertheater) was das für ein Mensch ist. Ich habe durch Geh. Rt. Forster einen Artikel von ihm bekommen über die Schweinerei des Coulissentones. Zuletzt noch – wenn bei Fischer eine endgültige Entscheidung getroffen ist, depeschiren Sie mir, bitte. Ich bin sehr neugierig, wie Sie sich leicht denken können. Ich muß nun den |»Moloch« trotzdem ich ihn das erste Mal refüsirt habe, besprechen. Hugo Ganz hätte ihn übel zugerichtet, und bat mich schließlich darum, weil er Herzl’s Roman »Altneuland« übernommen hat. Ich habe aufmerksam gemacht, dass ich das Buch nicht loben kann, und da man daran keinen Anstoß nahm, habe ich weiter keine Ursache, mich meiner ganzen Meinung über W. zurückzuhalten. Bei alledem hat W. noch Glück. Erstens ist er aus Ganz’ Händen entwischt, zweitens nützt ihm die Raserei Trebitsch’s bei mir, der schon glaubt, der Tag der nächsten Woche, an welchem mein Moloch-F. erscheint, sei der Tag des Herrn Trebitsch.
Gettke ist seit ca. 14 Tagen im Besitz Ihres Vertrages. Ich besuche ihn heute, und mache ihm von der inzwischen eingetretenen Änderung der Dinge Mittheilung. Das schiebt allerdings die Premiere im R. Th. ein wenig hinaus!
Hoffentlich schreiben Sie mir bald!
Herzlichst Ihr
Salten
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