Arthur Schnitzler an Felix Salten, 16. 10. 1902

|Berlin Bristol, 16. X. 902.
lieber Freund, gestern sprach ich S. Fischer; nach einigen Einwendungen gestand er der Novelle, besonders im letzten Drittel, Zolasche Kraft zu, und ist jedenfalls sofort bereit sie als Buch zu drucken. Gegen die Veröffentlichung in der N. Dtsch Rds sprechen vorläufig noch einige Bedenken ausschließlich technischer Natur. Sie nähme 60 Seiten ein, was für eine Nummer |zu viel sei; und neben dem im Jänner beginnenden Roman konnten sie nicht ein Ding in 2 Fortsetzungen bringen. Inmitten der Discussion kam Bie, der die Novelle zur Lecture nach Hause nahm. Ich habe den Eindruck, wenn sie ihm gefällt, wird man sie im Dezemberheft, trotz der 60 Seiten abdrucken. In Hinblick auf die Buchausgabe ist natürlich |zuzugreifen.–
In Hinsicht auf die Bea bin ich soweit als früher. Vom Schillertheater räth mir alles ab; die Aufführg der M. Vanna im Dtsch Theater ist kläglich. Brahm will sehr; da er vorgestern abgereist ist, reise ich von hier wahrscheinlich (Samstag) zu ihm nach Agnetendorf, wohin ich auch von Hauptm eine telegr. Einladg erhalten |habe, – u bringe dort die Sache ins Reine.
Bahr hatte hier einen wirklichen Erfolg.– In Hinsicht auf die Kündigungspflicht beim Burgtheater stimmt’s. Ich muss am 9. Nov. dem Theater das ausschließliche Aufführungsrecht der Liebelei kündigen mit 2 monatlicher Frist. Näheres mündlich.–
Herzlichst Ihr
A. S.
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