Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 10. 2. [1902]

Berlin, 10. Februar.

Mein lieber Freund,

Wenn ich Arthur Schnitzler wäre, weißt Du, was ich thäte? Ich hätte den Ehrgeiz, nach all’ den schönen literarischen Leistungen auch noch eine menschlich große That zu vollbringen. Und würde mich darum an die Spitze einer Bewegung stellen, die zum Zweck hätte, den Fall Matassich-Keglevich, in dem sicherlich ein gemeiner Justizmord verübt worden ist, aufzuklären. Zola gibt das große Vorbild. Ein Artikel in einem großen Wiener oder reichsdeutschen Blatte mit Darlegung des ganzen Materials (das sicherlich in Wien |zu bekommen ist, wahrscheinlich vom Abg. Daszinsky), mit Arthur Schnitzlers klangvollem Namen unterzeichnet, würde die Bewegung einleiten und alle empfänglichen Herzen in Deutschland und Österreich für den Fall interessiren. Vielleicht ist die Sache in Wien mit der »Zeit« zu machen. Vielleicht auch mit der N. Fr. Pr.
Wie geht es Olga? Seid Ihr schon in Mödling? Herzliche Grüße an die Mädels!
Ich habe unbeschreiblich viel zu thun.
Dank für Deinen letzten lieben Brief!
Viele treue Grüße!
Dein
Paul Goldm
|Das Stück meines Onkels, das unter dem Namen »Sehnsucht« in Stuttgart aufgeführt wurde, hatte dort einen sehr schönen Erfolg.
Wie hat sich die Angelegenheit Peter Dorner noch entwickelt?

– Arthur Schnitzler’s »Lebendige Stunden«, die bisher in zwanzig Wiederholungen bei unverminderter Zugkraft im Deutschen Theater in Szene gingen, können in den folgenden Wochen nur je einmal auf dem Spielplan erscheinen, da Irene Triesch einen kontraktlichen Urlaub angetreten hat, jedoch allwöchentlich einmal, zunächst am Mittwoch, den 12., nach Berlin zurückkehren wird, um die von ihr in den »Lebendigen Stunden« gespielten beiden weiblichen Hauptrollen weiterhin darzustellen.
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