Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 23. 9. [1901]

Berlin, 23. Sept.

Mein lieber Freund,

Die Triesch hat bereits die Rollen in Deinen Stücken bekommen und ist namentlich von der Frau mit dem Dolch entzückt. Hat sie sich auch bereits recht hübsch zurechtgelegt und spricht jeden Tag Goethesche Verse, um sich im Verse-Recitiren zu üben. Sie will nach München fahren und Lenbach oder Stuck bitten, das betreffende Bild zu |entwerfen, was gar nicht übel wäre.
Wann kommst Du?
Daß Du mir Kerrs Besuch in Berlin verschwiegen hast, ist bedauerlich. Immerhin wirst Du bei unserem nächsten Beisammensein behaupten, es mir geschrieben zu haben.
Salten ist morgen bei mir zu Tisch.
Peter Dorner, denke Dir!, schickte |mir dieselben Bücher, die er Dir gesandt. Ich habe ihm ein schönes Werk über Schmiedearbeit mit Nachbildungen alter Meisterstücke, im Betrage von 30 MK, als Gegengeschenk gesandt. Dann gibt es ein noch viel schöneres Werk derselben Art, das 44 MK kostet, betitelt »Die deutsche Schmiedekunst«. Mir allein ist es zu theuer. Möchtest Du Dich mit der Hälfte betheiligen? Davon würde der Mann wenigstens etwas Ordentliches |profitiren.
Danke den lieben Mädchen in meinem Namen für ihre reizenden Briefe, die mich unendlich erfreut haben. Sie sollen mir nicht bössein, daß ich nicht gleich antworte; aber ich stecke tief in der Arbeit. Nächster Tage schreibe ich ihnen. Ist die Adresse immer noch Maximilianplatz?
Viele treue Grüße
Dein
 Paul Goldmnn
|Lies’ in der letzten »Zeit« die schöne Gespenstergeschichte »Das rothe Zimmer«.
Chamfort (Œuvres choisies, in 2 Bänden) ist bei Flammarion erschienen.
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