Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 13. 7. [1897]

|Frankfurter Zeitung
(Gazette de Francfort).
Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier, Paris, 13. Juli.
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureau à Paris
10 Rue de la Bourse.

Mein lieber Freund,

Eine ausführliche Beantwortung Deiner lieben Briefe behalte ich mir für demnächst vor. Heut nur in aller Eile:
Ich habe gestern von der Redaction meinen Urlaub für Anfang August verlangt. Ob ich ihn bekommen werde und ob man mich nicht zwingen wird, bis Ende August (während der Reise des Präsidenten der Republik) hierzubleiben, weiß ich nicht. Jedenfalls habe ich mir in Bayreuth Sitze bestellt und deren |zwei für die -Aufführung vom 11. August bekommen. Wenn Du nicht mitkommen kannst, so frage doch den Richard, ob er nicht den zweiten Sitz benutzen will? Er müßte mir aber sofort antworten, da ich bis 20. Juli Bescheid sagen muß. Ginge ich nun nach Bayreuth, was sollte ich dann von 11 bis 20. August anfangen, ehe Du nach Muenchen kommen kannst? Auch liegt es mir daran, möglichst viel Zeit in guter Luft, im Gebirge zu verbringen, nicht in der großen Stadt. |Wärest Du nicht für Süd-Tirol zu haben? Das ist doch das herrlichste Land der Welt, und ich begreife nicht, daß Ihr das so wenig mögt.
Sobald ich von meiner Redaction Bescheid habe, schreibe ich Dir.
Viele treue Grüße!
Dein
 Paul Goldmann
Ich habe nicht nach Andermatt schreiben können, weil ich nicht weiß, wie ich adressiren soll. Soll ich »Madame« schreiben? Und welchen Namen?
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar

    Reise des Präsidenten] Siehe Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 15. 6. [1897].

    Bayreuth] Siehe Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 15. 6. [1897].

    Richard] Schnitzler hatte Richard Beer-Hofmann bereits wegen einer früheren Vorstellung gefragt, worauf sich Beer-Hofmann aber nicht festlegen wollte (vgl. Arthur Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 12. 6. 1897 und Richard Beer-Hofmann an Arthur Schnitzler, 13. 6. 1897). Einem Brief Goldmanns an Beer-Hofmann vom 24. 7. [1897] (Houghton Library, Harvard (Signatur 825.978)) ist zu entnehmen, dass er hoffte, ihn bereits in München zu treffen. Das schließt nicht nur eine Teilnahme in Bayreuth aus, sondern lässt vermuten, dass auch dieses Treffen nicht stattgefunden hat. Beer-Hofmanns »Daten« ist außerdem zu entnehmen, dass er 1897 nicht ins Ausland reiste (vgl. Eugene Weber: Richard Beer-Hofmann: Daten. In: Modern Austrian Literature, Jg. 17, 1984, Nr. 2, S. 13–42, hier: S. 22).

    Muenchen] Schnitzler verreiste im Sommer 1897 nicht nach München.

    Andermatt] an die sich dort aufhaltende Marie Reinhard, siehe Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 2. 7. [1897].