Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour. Paris, 15. Juni.
Mein lieber Freund,
Ich wollte Dir immerfort schon schreiben; aber ich habe wieder so hunderterlei zu
thun gehabt, und von Tag zu Tage mußte ich das Project verschieben, bis endlich Dein
Brief kam.
In der ersten Zeit nach Deiner Abreise hast Du mir an allen Ecken und Enden gefehlt.
Nur schwer habe ich mich wieder an das Alleinsein mit fremde all’ den fremden Menschen gewöhnen können.
Ge
stern habe ich endlich auch eine halbe Stunde Zeit
gefunden, um zu
Madame Marni zu gehen. Sie
sprach
sehr warm von Dir und
|hat Dich offenbar
sehr gut
ver
standen. Deine Ro
sen haben
sie
sehr entzückt. Sie hätte Dir gern gedankt,
wenn
sie Deine Adre
sse gewußt hätte.
Daß ich Ende Juli nicht fortkann, i
st
so gut wie
sicher.
Ich muß jetzt auch mit der
russi
schen Rei
se des
Präsidenten rechnen, während deren ich in
Paris bleiben muß wegen möglicher Zwi
schenfälle. Könnte
st Du Dir es nicht
so
einrichten, daß Du
Mitte August auf 8 bis 10 Tage nach
Ischl komm
st? Wenn nicht,
so
werde ich wohl kaum mich dorthin begeben. Immerhin i
st das Alles noch nicht
endgiltig. Meine definitiven Dispo
sitionen hängen vom Gang der Ereigni
sse ab.
An meine
Mutter habe ich
|minde
stens dreimal ge
schrieben, daß
sie Dir den
Nansenschen Artikel schicken möge. Hoffentlich ha
st Du ihn jetzt endlich erhalten.
Daß Frau
Olga die
schwere Operation glücklich über
standen hat, freut mich von Herzen. Es i
st
schön, daß
sie
sich
meiner noch erinnert. Empfiehl’ mich ihr,
bitte, und
sag’ ihr,
sie
solle
e eine Reconvalescenz-Rei
se nach
Paris machen.
Die Klat
scherei von
M. B. i
st widerwärtig. Oh die
se
i
sraeliti
schen Jungfrauen! . . . .
Ich schlafe schlecht, bin unzufrieden und mißmuthig. . . . .
Könnte
st Du nicht am 9. oder 11. Augu
st zum
Parsifal nach
Bayreuth
kommen?
Grüße Deine
Freundin
recht herzlich und
sei Du
selb
st vielmals gegrüßt von
Deinem treuen
Paul
Goldm