Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier, Paris, 2. Juli.
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Mein lieber Freund,
Ich danke Dir für Deinen lieben Brief und Deine Correspondenz-Karte. All’ diese Tage
konnte ich nicht die Zeit zur Antwort finden. Auch bin ich krank und mißmuthig.
Aus der
Schweiz habe ich
plötzlich die
Wagner-Biographie erhalten.
Ihr seid
wirklich zu lieb und gut! Ich hoffte
schon, Ihr hättet es verge
ssen. Ich freue mich
sehr über das
schöne
Buch.
Bitte, theile mir die
Schweizer Adre
sse mit,
damit ich danken kann. Und was wird aus dem Opernglas? Will
st Du mich denn unter
allen Um
ständen zwingen, die 10
Francs, die Du mir dafür
gegeben ha
st, zu unter
schlagen? Bitte, laß’ mir die Redlichkeit meiner Seele, mein
einziges Gut.
|Wenn ich daran denke, daß Du noch vor Kurzem hier
gewesen bist, so will ich es gar nicht glauben. Das ist so fern, und ich bin so
einsam!
Brauche ich Dir zu
sagen, daß es mein Herzenswun
sch i
st, Dich in die
sem Sommer
noch ein paar Tage zu
sehen? Aber die Rei
se nach
Ischl i
st
so weit und theuer. Für die Hin- und Rückfahrt geht allein
×××× der größere Theil des Geldes drauf, das ich ausgeben
k kann. Ich kann noch gar nichts Be
stimmtes
sagen. Was würde mich die
Pen
sion in
Ischl pro Tag ko
sten? Natürlich dürfte
das Zimmer nicht allzu
schlecht
sein.
Fahre ich nach
Ischl,
so gehe ich über
Bayreuth zu einer der
Parsifal-Vor
stellungen
|am 8, 9, oder 11 Augu
st. Wenn Du
schon nicht hinkommen kann
st, vielleicht kann
Richard auf ein paar Tage herüberfahren? Es i
st nicht unmöglich, daß von hier aus
Maxime Dethomas mitkommt.
Leo wiederzu
sehen würde mich unendlich freuen. Von
Hugo mag ich nichts wi
ssen, ganz und gar nichts. Ich mag mir auch nicht die Mühe
nehmen, ihn wiederzufinden. Er hätte mich ja blos nicht zu verlieren brauchen.
Vorge
stern habe ich bei
Madame
Marni in
Louveciennes gefrüh
stückt. Sie hat
sich
sehr mit Deinen Grüßen gefreut und
sich
angelegentlich nach Dir erkundigt.
Ich hoffe, es geht Dir gut in
Ischl. Mit be
sonderer Freude
habe ich vernommen, daß das
|neue
Stück zum Leben erwacht. Trag’ es nur mit Dir
herum, bis die gewün
schte Klarheit da i
st. Und wenn Du Dich jetzt nicht zum Arbeiten
ge
stimmt fühl
st,
so über
stürze es nicht und laß’ Dir Ruhe. Es i
st durchaus nicht
nöthig, daß Du für die näch
ste Sai
son gleich wieder mit einem neuen Stücke da
bi
st.
Schreib’ mir, bitte, recht bald und recht ausführlich: 1.) Wie es Dir geht (körperlich auch)? 2.) Wie Du
Richard gefunden ha
st? 3.) Welche Nachrichten Du aus der
Schweiz ha
st? Und was weiter ge
schehen wird?
Ich begrüße Dich von Herzen und in Treue
Dein
Paul Goldmann.
Wenn Deine Frau
Mutter mit Dir i
st,
so empfiehl’ mich,
bitte.