Fondateur M. L.
Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Mein lieber Freund,
Telegraphire mir jeden
salls,
ob wann Du in
Tegernsee eintriff
st u. ob
ich Dir hier Nachtquartier be
stellen
soll? Ich möchte Dir
schon gern entgegenkommen
u. es lag auch ohne Deine Anregung in meiner Ab
sicht. Nun habe ich aber
seit einigen
Tagen als Folge der Kur einen
so
schrecklichen Magen-Katarrh, daß ich kaum kriechen kann. Außerdem habe
ich in
Tegernsee Verwandte,
so daß mir ein
anderer Rendezvous-Ort lieber wäre. Wie wäre es denn mit
Schliersee? Dort
|spielt am Sonntag Abend das
Bauern-Theater, was
sehr intere
ssant
sein
soll. Liegt das nicht auch auf
Eurer Route? Übrigens, wie Du
will
st. Du be
stimm
st, und wenn ich irgend mich bewegen kann, komme ich hin. Wenn
nicht, erwarte ich Dich in
Toelz.
Auch anderes Ärgerniß gibt es inzwi
schen. Ich fürchte, ich werde nur wenige Tage mit
Euch zu
sammen
sein können. Familien-Pflichten! Meinem
Onkel fällt es jetzt plötzlich ein, ich
müßte
mich mit ihm in der
Schweiz treffen. Mein
Schwager will nach
Muenchen kommen und mich mit
sich fort nach der
|Schweiz nehmen. Es i
st allerlei Wichtiges in
Familien-Dingen zu erörtern. Ich erkläre Dir das Nähere mündlich. Würde
st Du
eventuell auf ein paar Tage mit nach
der
Schweiz kommen?
Wirklich, diesmal geht Alles schief. Es ist ekelhaft.
Ich erhalte
soeben die »
Freie Bühne« mit der
»Ea »
kleinen Komödie«. Es
sind
glänzende Sachen darin, und be
sonders gelungen
sind die
Anfangsbriefe, welche die beider
seitigen
états d’âme auseinander
setzen. Aber im Ganzen
|mag ich es mag ich es nicht
sehr. Es i
st gar zu
erzwungen und zu gekün
stelt in
seinen that
sächlichen Voraus
setzungen. Auch fehlt mir
das einfach und tief Men
schliche, das ich an Deinen
son
stigen Arbeiten
so liebe. Aber
auch bei die
ser weniger gelungenen
Arbeit i
st Eines zu bemerken: die ungemeine Sicherheit der Schreibwei
se, –
so, was beim Maler die fe
ste Hand i
st, welche die kün
stleri
sche Reife mit
sich
bringt. .
. .
Viele treue Grüße an Euch Alle!
Dein
Paul Goldmann