Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 19. 8. [1895]

Fondateur M. L. Sonnemann. Toelz, 19. August.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureau à Paris

Mein lieber Freund,

Also von Herzen Glück auf den Weg – auf den guten Weg, der Dich zu mir führen soll. Ich freue mich auf unser Wiedersehn und ich fürchte mich zugleich davor aus Gründen, die Du gewiß verstehst, ohne daß ich sie sage. . . . . 
Ich wohne in Krankenheil, Villa Carlo. Aber Du telegraphirst mir wohl am Tage vor Deiner Ankunft, |damit ich nur ja zu Hause bin.
Deine Fahrt wird schön sein. Wenn ich nur wüßte, was man thun könnte, damit Du gutes Wetter hast!
Wenn Du die Frau Andreas siehst, so grüße sie von mir recht herzlich. Ich möchte sie gern einmal wiedersehen, wüßte ich nur wie und wo?
Mamroth ist it noch bei der »Frankfurter Zeitung«, auch tritt er seinen großen Urlaub erst nächstens an. |Hingegen war er in der letzten Zeit mehrmals vom Büreau abwesend, und ich müßte den präcisen Zeitpunkt wissen, um die Anfrage genau beantworten zu können. . . . . . 
Ich bin heut so traurig u. hoffnungslos. Bin hier ganz allein u. habe Muße, über mich nachzudenken. Das isschrecklich. Ich schreibe Dir das nur, um Dich darauf vorzubereiten, daß Du mich nicht in jener guten Stimmung treffen wirst, von der Dein lieber Brief spricht.
|Das ganze Jahr über habe ich mich auf das Wiedersehn mit Dir gefreut. Jetzt solls kaum mehr eine Woche dauern. Merkwürdig, wie die Begebenheiten langsam und geräuschlos heranrücken! Es scheint Alles still zu stehen, und nun auf einmal ists nur noch eine Woche! . . . . . 
Grüß’ Dich Gott, mein lieber Freund!
Dein
 Paul Goldmann
Grüße an Herrn Salten!
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