|Quartier zu
Klein Tesswitz bei
Znaim,
Mittwoch 21ten
Es freut mich herzlich, Sie zufrieden zu wi
ssen und von guten und ge
scheiten Men
schen
umgeben zu denken. Un
ser
Goldmann, der im
Journalismus lebt und
sich
so völlig vor
mesquinerie bewahrt hat, und Frau
Dr Salomé sind ganz die Atmo
sphäre, worin einem die
Vermuthung von der Jugend der Seele glaubhaft wird. Ich bin, in gewi
ssem Sinn,
mutter
seelenallein, und
|doch
so
montiert, da
ss ich mich manchmal gewalt
sam zwingen mu
ss, an die Realität zu glauben.
Mir i
st, wie einem der in der tiefen
stillen Kajüte eines Schiffes dem
schön
sten Land
lang
sam zufährt.
Es
sind wundervolle Sommertage. Ich wohne in einem kühlen niedrigen Bauernzimmer,
hinter einem großen Birnbaum. Gegenüber i
st ein zehnjähriges Mädel, die doch eine
Frau i
st, und ihr eigenes Kind, ihre eigene Mutter i
st. Ich habe den »
Faust« mit und die
Wanderjahre. Ich weiß von meinem
|wirklichen Leben und bin doch
unendlich weit davon.
Die fri
schen Birnen
sind ganz warm von der gedämpften Sonne, die im Wipfel des
Birnbaums i
st. Von der
Helena les’ ich die
sen
Vers: »
Wer sie versteht, der darf sie
nicht entbehren!« Heute abend werd ich nach
Znaim hineinfahren, wo Mu
sik von den
Deutschmeistern i
st und in der kühlen
sternhellen Nacht zurückfahren, ein
bi
ssel vom weißen Wein montiert, auf einem hohen Wagen, der
sehr
|un
sicher fährt, mit meinem
Rittmei
ster und meinem hüb
schen und indolent-graciö
sen Lieutenant, die in der Nacht
sehr wenig und
sehr lieb reden werden. Begreifen Sie da
ss ich zufrieden bin?
Leben Sie wohl und denken mit Ihren Freunden freundlich an mich. Adieu.
Der Ihre
Hugo.