Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 29. 7. [1895]

Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureau à Paris Paris, 29. Juli.

Mein lieber Freund,

Vielen Dank für Deinen lieben Brief!
Mittwoch od. Donnerstag fahre ich von hier fort, gedenke einen Tag in Strassburg mich aufzuhalten, dann zwei oder drei Tage in Muenchen, wo ich im »Hotel Marienbad« wohnen werde (dies für etwaige Nachrichten). Dann nach Toelz. Ich habe diesmal |fünf bis sechs Wochen Urlaub. Wenns der Arzt verlangt, so muß ich sie natürlich ganz auf die Kur verwenden. Sollten vier Wochen genügen, so möchte ich gern – falls ich noch Geld habe – so etwa acht Tage irgendwo in der Welt mit Euch zusammensein. Jedenfalls sehe ich mit Freude, daß ich Aussicht habe, Dich schon vorher zu sehen. Mein Wunsch ist nur, daß es möglichst lange wäre. Nachrichten erreichen mich |nach Muenchen zunächst Toelz (Baiern) Poste-restante. Kommt die Frau Andreas nach Salzburgso gehe ich vielleicht auch hinüber. Was Du Richard sagen sollst, weiß ich nicht. Ich gebe Dir Vollmacht, zu sagen, was Du willst. Mir widerstrebt es, ihn anzulügen. Ich danke Dir für die Mittheilung dessen, was Loris geschrieben. Es issehr hübsch, – nur weiß man nicht recht, was eigentlich an der Sache merkwürdig war, |Goldmann oder das Gewitter?  . . . .
Herzl ist vorgestern nach Aussee abgereist. Ich bin innnerlich ganz fertig mit ihm. Äußerlich hält es nur noch durch ein paar recht lockere Fäden zusammen. Der ungarische Saujud kommt immer deutlicher unter dem Literaten hervor, und das wird unerträglich. Ich glaube es wächst ein solider Haß heran zwischen ihm u. mir.
Was geht mit Deinem Stücke vor, daß Du so resignirt über das |Warten auf Erfolg sprichst? Nun, ich höre es ja nächstens wohl mündlich. Gewiß, Du sollst den Erfolg nicht erwarten. Laß’ das nur gehn, das thue ich schon für Dich.
Daß Du »Freiwild« schreibst, freut mich sehr. Du hast Recht: die Arbeit ist bei dem Allen das Schönste. Oh, wer arbeiten könnte, , wie Du! Alles gute Glück |zum Werke!  . . . .
Grüß’ Dich Gott, mein lieber Freund. Nun wird man sich bald sehen. Wie ich mich freue!!  . .
Dein treuer
Paul Goldmann  . .
Ich weiß Richards Adresse nicht. Bitte, gib ihm inliegenden Brief.
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