|Lieber Dr. Arthur Schnitzler.
Ich habe nach
Wien ge
schrieben in ihrer Angelegenheit, glaube aber, daß es mit Schwierigkeiten verbunden
sein dürfte. Jedenfalls
benachrichtige ich Sie. Kommen Sie doch herüber. Sie
sind ge
sund u. mobil. Kommen Sie mit
Richard Beer-Hofmann. Ich bin wie
stets von
Gmunden tief entzückt. Es i
st gleich
sam für
|mich ge
schaffen. Und dann, es muß mir halt
die Welten-Schönheit
rp reprä
sentiren. Wenn die Leute
am Strande hin u. hertrippeln, i
st es
Ostende,
Sch↓e↓weningen, wenn
die Mu
sik
spielt u. Damen in
Chiné-Seide er
scheinen, i
st es
Karlsbad,
Marienbad, wenn der
Traunstein ziegelroth wird, i
st es
die
Schweiz u. wenn der Abendfriede ko
mmt, i
st
d es die
? Welt, die Zukunft,
↓das Ende.↓
Glauben Sie mir, lieber
Dr. Arthur, wir Armen
sind wie gewi
sse
|Kranke. Gewi
sse Organe verfeinern
sich, erhöhen ihre Lei
stungsfähigkeiten, um den
Ausfall anderer zu decken. So i
st es mit der Potenz in jeder Form. Ekonomi
sche
Kräfte,
sexuelle Kräfte, werden durch erhöhte
seeli
sche
ausgeglichen. Das Gehirn überni
mmt gleich
sam ihre Aufgabe
u. macht
sich die Verkümmerung zu Nutze.
Sie werden sagen: »Das ist nicht Harmonie, mein Lieber – – –.« |Wenn Sie das aber nicht antworten, werde
ich Sie noch höher schätzen, nach meinem berühmten↓!?↓
Ausspruch: »Weise sein heißt, h auch das noch verstehen, was man nicht mehr versteht!!«
Adieu, also kommen Sie doch herüber.
Ihr aufrichtig freundschaftlicher
Richard Engländer.