Paul Goldmann an Olga Gussmann, 29. 4. [1901]

Berlin, 29. April.

Liebes Fräulein Olga,

Ich habe heut sehr wenig Zeit und kann Ihnen nur in Eile für Ihren Brief danken und Ihnen die Hand drücken. Sicherlich haben Sie einen großen Erfolg gehabt. Ich erwarte bald Bericht. Schicken Sie mir, bitte, auch einige Zeitungsausschnitte. Hätte man nicht ein Referat in der N. Fr. Pr. veranlassen können? Warum haben Sie mir nicht vorher geschrieben?
|Über Salten bin ich ganz Ihrer Ansicht.
Ob ich einen Theil des Sommers mit Ihnen verbringen werde, weiß ich noch nicht. Ich hätte Lust, mich in ein sehr wildes Land schicken zu lassen, weit, weit weg.
Daß ihre Schwester Liesl meinen Brief noch immer nicht beantwortet hat, ist ganz einfach empörend. Sagen Sie, bitte, diesem jungen Geschöpf, daß ich sie zur Erbin meines ungeheuren Vermögens eingesetzt hatte, daß ich sie aber infolge ihres pietätlosen Verhaltens wieder |aus meinem Testament gestrichen habe.
Herzliche Grüße an Sie  Beide und an Herrn Paul von
Ihrem ergebenen
Dr. Paul Goldmann.
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