Ich habe mich
sehr gefreut, wieder einmal einen Brief von Dir zu erhalten. Auch die
guten Nachrichten über Deine »
engste Familie« haben mir viel Freude bereitet.
Daß ich
↓für↓ Fräulein
Popper, nachdem
sie mir von Dir und Deiner
Mutter empfohlen worden, Alles that, was in meiner Macht
stand, i
st
selb
stver
ständlich. Wenn Du
sie
sieh
st,
so
sage ihr, daß der
Referent der »
Nationalzeitung«, an den ich
sie empfohlen,
sehr freundlich
über
sie
geschrieben
hat.
|Am
Semmering muß es im Spätherb
st
sehr
schön gewe
sen
sein.
Ha
st Du weitere Winter-Rei
sepläne? Über die Vorle
sung Deines
Stückes durch
Ludwig Bauer habe ich
selb
stver
ständlich ein Telegramm ge
sandt. Es
i
st nicht er
schienen (oder
sollte es mir entgangen
sein?). Die
ses Nichter
scheinen
richtet
sich aber
sicherlich gegen
Bauer und nicht gegen Dich. Mein
Telegramm
über das Bevor
stehen Deiner
Première i
st ja er
schienen.
Zum Le
sen komme ich gar nicht mehr,
seit die furchtbare
Reichstagsarbeit begonnen hat.
Vehse habe ich
habe ich mir gekauft (für 67
MK; was ha
st Du gezahlt?).
Ha
st Du das gegenwärtige
|deut
sche Modebuch »
Briefe, die ihn nicht erreichten«
schon gele
sen? Es i
st
zu empfehlen.
Meine
Freundin in
Frankfurt war krank. Lungenentzündung oder
so
etwas. Ich bin
sehr be
sorgt. Aus ihren Briefen werde ich nicht recht klug inbezug auf
ihre Krankheit. Die Ärzte
sagen ihr auch offenbar nicht die Wahrheit; aber aus dem
Um
stande, daß die Ärzte eine
sofortige Rei
se nach dem Süden, womöglich
Egypten, empfehlen, folgere ich allerlei
Schlimmes.
Als ich das letzte Mal in
Wien mit Dir und Deiner
Frau über die
se Angelegenheit
sprach,
sagte
st Du, daß ich eigentlich nunmehr
gegen
die meine
Freundin sei, indem ich
sie in
|der Illu
sion ließe, ich würde
sie
heirathen. Ich habe über die
se Deine Worte oft nachgedacht.
D Du ha
st im We
sentlichen Recht; und da mich der Vorwurf der Unwahrheit
sehr
bedrückt, bin ich
seit Wochen bemüht, in meinen Briefen allmälig zur Wahrheit
einzulenken. Sie weiß heut, daß ich
sie, fürs Er
ste wenig
stens, nicht heirathen kann;
aber
sie klammert
sich trotzdem an mich, als
ihren denjenigen, der
sie, wie
sie
schreibt, »vom Abgrund zurückgeri
ssen hat« und
als ihren einzigen Halt.
Was aus Alledem werden soll, weiß der liebe Gott allein.
Das Unglück wollte es, daß
|daß ich
Bahr, nachdem ich das Glück gehabt hatte,
wahrse während
seines
Berliner Aufenthalts nigends mit ihm
zu
sammenzukommen,
↓gestern↓ auf der Straße traf. Ich blieb
stehen, und wir geriethen in ein längeres
Ge
spräch. Die
ser alberne, dünkelhafte und verlogene
Mensch hat
mich mich immer heftig gereizt. Diesmal war dies ganz be
sonders der Fall,
und er
schien es auch darauf angelegt zu haben, mich zu provoziren. So theilte er mir
Äußerungen mit, die Du und
Beer-Hofmann gethan haben
sollen. Ich gerieth in Hitze und antwortete
|demgemäß. Hinterher wurde es mir klar, daß Deine und
Richards Äußerungen offenbar ent
stellt
wiedergegeben waren. Ich vermuthe, daß
er Dir jetzt auch meine Äußerungen ent
stellt berichten wird, und bitte Dich, falls dies ge
schehen
sollte,
nicht darauf zu achten.
Wenn Du näch
stens einmal wieder Zeit finde
st, mir zu
schreiben, wir
st Du mir eine
große Freude machen. Weihnachten gehe ich
wahr
scheinlich nach
|Frankfurt.
Viele herzliche Grüße an Dich und Deine
Frau von Deinem getreuen
Paul Goldmann.