Felix Salten an Arthur Schnitzler, 12. 6. 1901

Lieber Freund, es thut mir leid, dass ich Sie nicht mehr gesprochen habe. Bis Sonntag war ich verreist, Karlsbad Prag. Habe in Prag Frl. Bardi und einen hübschen jungen Tenor engagirt, der die größte Ambition hat, ein Sven Skolander zu werden. Von Dr Mandl haben Sie gehört, dass Otti operirt wurde. Das war ziemlich schrecklich, obwol die ganze Sache an sich ja nichts bedeutet und glücklich verlaufen ist. Ich bleibe nun ungefähr acht Tage in Wien und fahre dann nach München, zwei Tage, von dort nach Zürich, drei Tage, (Felix) von da nach Paris, zwölf-14 Tage und d’dann nach Köln, Frankfurt, Wiesbaden, StuttgartWien. Im Juli werde ich im Salzkammergut oder am Wörthersee sein. Auch zu einer kleinen Radtour wäre ich bereit. Den größten Theil des August bin ich in Wien, mit Ausnahme einer kurzen Reise nach Prag und nach Aussee. Das ist Alles. Ich freue mich, dass Sie ein neues Stück haben, und hege künstlerisch eine ganz bestimmte Erwartung davon. Vielleicht läßt es sich machen, dass Bukovics mir die »Marionetten« abtritt, d. h. wenn Sie mir das Stück geben wollen. Schrei|ben Sie mir darüber. Brahm ist, wie Sie wissen, hier. Wir sahen uns im Theater, ohne uns zu grüßen. Es ist mir ja sonst ganz gleichgiltig, aber ich bereue jetzt, dass ich mich s. Z. doch habe bereden laßen, ihm mein Stück einzureichen. Nun bringt er mich durch sein Benehmen in den peinlichen Verdacht, als sei ich ihm deshalb böse. Ich bin ihm aber garnicht böse, am wenigsten deshalb. Nur sehe ich keine Ursache, sein unfreundliches Verhalten einzustecken.
Von Bahr erfuhr ich, dass Hofmannsthal Samstag geheirathet hat. Schreiben Sie mir, bitte, bald. Hauptsächlich, wohin Sie reisen. Ich habe das »wir« nicht verstanden. Sind Sie mit Ihrer Mama?
herzlichst
Ihr
Salten
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