Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 11. 6. [1901]

Berlin, 11. Juni.

Mein lieber Freund,

Endlich ein Brief! Ich war schon in Sorge. Jetzt also kann ich Dir glückliche Reise wünschen, – eine frohe Sommerfahrt Dir und der lieben Gefährtin. Eine oder die andere Andeutung in Deinem Briefe verstehe ich nicht. Du wirst mir sie wohl mündlich aufklären. Schlimme Nachricht von Mizzi Gl. Die Ärmste!
Hoffentlich sehen wir uns in einigen |Wochen. Ich möchte diesmal schon Ende Juli fort, – mit Rücksicht darauf, daß ich kaput bin, wie schon lange nicht. Zur Stärkung der erschlafften Nerven brauchte ich allerdings Höhenluft. Darum bin ich wieder unschlüssig geworden bezüglich des Wörther Sees. An hohen Orten anderseits fürchte ich die Einsamkeit. Weiß also nicht, was werden wird.
Nun wirst Du wohl auch zum Arbeiten kommen, und ich freue mich, daß der dramatische Stoff vom |vorigen Jahr ausgereift ist und zum Greifen fertig daliegt. Ich denke, es wird eines Deiner besten Stücke werden.
Viele treue Grüße an Dich und Fräulein Olga!
Dein
 Paul Goldmann
Dr. Montij Jacobs, der im Börsencourier über Dich geschrieben, ist ein junger Germanist, der in wenigen Wochen die Tochter des Herrn |Levysohn, des Direktors des »Börsencourier« heirathen wird.
Lies die reizenden Memoiren Thielbauts vom Hofe Friedrichs des Großen, die soeben in guter deutscher Ausgabe erschienen sind.
Über die Hochzeit Deines Freundes Hoffmannsthal hättest Du mir auch ein Wort schreiben können.
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