Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 18. 10. [1901]

|Dessauerstrasse 19
Berlin, 18. Oktober.

Mein lieber Freund,

Das Telegramm kommt von mir. Die Nachricht ist der »Berliner Morgenpost« entnommen, einem in Theater-Angelegenheiten gut unterrichteten Blatte.
Brahm ist blödsinnig. Ich wußte wohl, daß er ein unkünstlerischer Direktor ist. Aber das hatte ich nicht erwartet. |Wenn er bei seiner Weigerung bleibt, so ziehst Du einfach sämmtliche Stücke zurück und gibst sie dem Lessingtheater. Das ist ja wahrhaft skandalös!
Bitte, halte mich über den weiteren Verlauf der Angelegenheit auf dem Laufenden!
Mir thut es leid, so selten und so wenig von |Dir zu hören.
Viele Grüße an die beiden Mädchen und an Dich!
Dein
 Paul Goldmann.
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar

    Telegramm] [Paul Goldmann]: Kleine Chronik. [Berliner Theater]. In: Neue Freie Presse, Nr. 13.342, 16. 10. 1901, Abendblatt, S. 1. Darin wird von der Annahme von Lebendige Stunden durch das Deutsche Theater Berlin berichtet. Otto Brahm hatte keine Pressemitteilung verfasst, vgl. seinen Brief an Schnitzler vom 19. 10. 1901 (Der Briefwechsel Arthur Schnitzler – Otto Brahm. Vollständige Ausgabe. Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Oskar Seidlin. Tübingen: Niemeyer 1975, S. 100–101).

    »Berliner Morgenpost«] [O. V.]: Arthur Schnitzler. In: Berliner Morgenpost, Jg. 4, Nr. 243, 16. 10. 1901, S. 3.

    Brahm ist blödsinnig] Otto Brahm hatte in seinem Brief vom 11. 10. 1901 Schnitzler gebeten, den Einakterzyklus Lebendige Stunden auf vier Stücke zu reduzieren. In Folge wurde auf Der Puppenspieler verzichtet. Vgl. Der Briefwechsel Arthur Schnitzler – Otto Brahm. Vollständige Ausgabe. Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Oskar Seidlin. Tübingen: Niemeyer 1975, S. 99–101. Zur Uraufführung der Einakter kam es am 1. 4. 1902 am Deutschen Theater Berlin.