Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 12. 2. [1901]

Berlin, 12. Februar.

Mein lieber Freund,

Wie gehts?
Nach Italien kann ich selbstverständlich nicht mitkommen. Aber es isschön, daß Du hingehst.
Frau Fulda (welche ein geist- und herzloses Weib ist und mir immer weniger sympathisch wird) suchte dieser Tage aus mir herauszubekommen, ob Du in weiblicher Gesellschaft nach Italien gehst? Ich sagte: nein.
|Was macht die Rothesterngasse?
Bitte, lies Multatuli!
Richard hat sich in der That nicht dazu aufschwingen können, mir die Geburt seines Sohnes anzuzeigen. Ich habe keine Worte mehr für dieses Benehmen. Nichtsdestoweniger schicke ich ihm die nachfolgende Zeitungsnotiz:
 
Die verkannte Muse. Dem Briefkasten eines südungarischen Blattes entnimmt die »Bresl. Ztg.« folgende merkwürdige Antwort: »Alter Abonnent. Sie haben Ihre Wette gewonnen. Terpsichore ist kein jüdischer Feiertag«
 
|Frl. Mizzi Glümer hatte wieder einen Rückfall, nachdem sie sich bereits ganz genesen geglaubt. Es ist ein Jammer mit dem Mädel. Kann das wirklich nur Neuralgie sein? Oder was sonst?
Schreib’ mir bald!
Viele treue Grüße!
Dein
 Paul Goldmann
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar