|Dr. Arthur Schnitzler 2. April 906
lieber, vor einigen Wochen
schrieb mir
Liesl, da
ss ihr ein Bekannter, namens
Engel, eine ermäßigte Seerei
se ver
schaffen werde; da
ss
sie
sich nun in die
ser Sache an Sie zu wenden
scheint
(wie mir Ihr letzter Brief andeutet) i
st mir
, wie Sie
sich
denken können,
so wenig recht als möglich. – Meinen begei
sterten Brief an
Trebitsch kö
nnen Sie
sich ja ungefähr vor
stellen. Er
schrieb mir
gleich nach Er
scheinen jenes
Artikels in der
Schb. ich
solle ihn
»beruhigen«. Ich hab
|ihn beruhigt. Im
übrigen hat die Bühnenvertriebs
sache
schon
I↓i↓hre Bedeutung. Nur mu
ss
sie in Zu
sa
mmenhang mit
den andern Fragen behandelt werden, die
sich auf das Verhältnis des Autors zu
seiner
ge
schäftl. Umwelt beziehen. Einige die
ser Fragen hab ich in einem
Brief an
Jacobsohn kurz formulirt. –
Nun un
sre Radrei
se »oder
so«. Wenn Sie irgendwas
deutsches,
Thüringer Harz etc vorziehen,
so möchte ich die
se Rei
se mehr gegen den
So
mmer ver
schieben, etwa gegen Mitte Juli, um dann gleich das
Seebad an
|schließen zu
können. Ziehen Sie
Tirol ev.
Salzkammergut, (
bayrisches Hochgebirge?) vor,
so
schlage ich er
ste
Hälfte Juni vor. Geht Ihre
Frau mit,
so käme die
meine auch, und wir würden da
nn mehr eine Radialradpartie machen, d. h. allerlei
Fahrten, mit fe
stem Stützpunkt. – Ko
mmt
Otti nicht,
so
soll es eine Längspartie werden, »wie ein
st im
Mai«, (we
nn Sie uns jetzt als Julier,
resp. Augu
stiner (Sie
↓Anfang↓ Julier
und ich Endaugu
stiner an
sprechen.). Gar zu weite Bahnrei
se (
Genf,
Lugano) möcht ich
gern vermeiden,
|aus 17 Gründen. – Von meiner
daeni
schen Idee, lieber,
werd ich
schwer abzubringen
sein. Hingegen habe
ich folgendes zu
bemerken. Wenn Sie auf einige Wochen an die
See gehn, kann Ihnen doch auch die um ein paar Stunden
verlängerte Rei
se nicht ankommen. Ko
mmen Sie aber immer
nur auf 24 Stunden ans Ufer,
so hab ich ohnedies
sehr wenig,
resp. zu wenig von Ihnen. Alles, was ich von
deutschen Seebädern höre, ni
mmt
mich dagegen ein; die bekannten
|sind in
Hin
sicht auf Publikum
etc berüchtigt, die unbekannten
sollen was Comfor
×t
etc anbelangt übel aus
sehen. Wälder gibts nur auf
Rügen.
Daenemark ke
nn ich. Seit ich dort gewe
sen bin,
sehn ich mich zurück. Die Men
schen dort (die man ja nicht kennt), der
Himmel, die Wälder, allerlei undefinirbares i
st in der Erinnerung für mich von einem
wahren Zauber umgeben. Auch denk ich lebhaft an einen Ab
stecher nach
Schweden, ev
Norwegen. Wir wollen
auf 2, 3
|Tage nach
Kopenhagen, von dort aus in
spizire
ich die
Seeseite nach geeignetem
Aufenthalt. –
Schönen Dank für die noch
schönern
Feuilletons,
Rußland und
Lampe betreffend.
Sie
haben sich halt immer. Wenn Sie mit
sich
selber
raufen, bleiben Sie doch auf immer der Gewinner. Ich ko
mm
zu oft gegen mich nicht auf. – Immerhin, ich arbeite jetzt. Sie
sind
schon alle wieder
da, die Ge
stältchen und Ge
stalten, – aber mit meiner Macht über
sie
siehts noch
ziemlich
|flau aus. – Komi
sch, ja
sogar ein
wenig traurig waren manche Kritiken über den
Wurstelspass. Es wurde mir
so anerkennend vermerkt, da
ss mir endgiltig mies vor mir
geworden zu
sein
scheint. Ja, »
Nordpolfahrer müste man sein«
sagt
Weihgast, mit dem mich
son
st nur geringe Sympathie
bef verbindet. –
Kerr hab ich eigentlich, innerlich, (das
innerlich bezieht
sich auf ihn), charmant gefunden. . . Wi
ssen
Sie um wen es mir eigentlich am leide
sten thut? Um die gute
|Katharina, die als
Ophelia ,↓(↓ja wär ich
Julius Bauer so
sagt ich: als
Pophelia) behandelt wird, – weil Frl
Hofmann
im letzten
Akt Blumen im Haar
hatte. Als ab
sichtlich von mir aus
Hamlet
herausge
stohlene
Ophelia.
Einer wie der andre. –
Neulich im
Colosseum; mit
Wassermanns u.
Kaufmann. Zwei Clowns als Nachtigallen den Unvergeßlichkeiten anzureihn.
Grüß Sie Gott. Herzlichst Ihr
A.