Arthur Schnitzler an Felix Salten, 4. 1. 1903

|4. 1. 903.
lieber Freund, mit M. H. konnte ich bisher kaum hundert Worte unauffällg sprechen; der Brief, den Sie erhalten, ist natürlich die Reaction auf meine Mittheilg;– in diesen Tagen habe ich jedenfalls wieder Gelegenheit sie zu sehen (vielleicht heute) und bringe das gewünschte schwere bei. Ich habe nicht den Eindruck, dass Gefahren drohen. Nicht »Verlogenheit«, aber naive Unechtheit sozusagen. Glauben Sie nicht?– |– Die Proben haben mir keine besondere Freude gemacht; immerhin kommt einiges besser heraus als ich dachte. Mit Lessing vertrag ich mich schlecht. Brahm ist klug und quälend immer. Paul G. geht als »verbloedeter Thor« herum. (So nennt er sich selbst, in Anschluss an eine unglückliche Liebesgeschichte, die er in ganz Berlin selber erzählt hat.)– Heut Abend kommt Olga an |Samstag mein Bruder (wahrscheinlich.)– Ich hoffe Dinstg früh zu Hause zu sein und spreche Sie wohl gleich in den ersten Tagen. Zu dem neuen »Avancement« gratulir ich herzlich. Herr Wigand war hier bei mir; solang ich nur durch Lantz von den administr. Zuständen der »Zeit« erfahren hatte, konnte ich einige für |unbewußt übertrieben halten, aber nach den Berichten des Herrn W. find ich das Verhalten des hier in Betracht kommenden Hinausschmißes wie Gageverkürzen wie Process führen einfach skandalös.–
– Leben Sie wohl, seien Sie
herzlich gegrüßt, auf Wiedersehen
Ich hoffe Ihre Frau ist wohl,
Ihr
A.
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