Arthur Schnitzler an Felix Salten, 4. 3. 1903

|4. 3. 903.
lieber Freund, mit M. H. konnte ich bisher kaum hundert Worte unauffällg sprechen; der Brief, den Sie erhalten, ist natürlich die Reaction auf meine Mittheilg;– in diesen Tagen habe ich jedenfalls weiter Gelegenheit sie zu sehen (vielleicht heute) und bringe das gewünschte schonend bei. Ich habe nicht den Eindruck, dass Gefahren drohen. Nicht »Verlogenheit«, aber naive Unechtheit sozusagen. Glauben Sie nicht?–
|– Die Proben haben mir keine besondre Freude gemacht; immerhin kommt einiges besser heraus als ich dachte. Mit Lessing vertrag ich mich schlecht. Brahm ist klug und quälend immer. Paul G. geht als »verbloedeter Thor« herum. (So nennt er sich selbst, in Anschluss an eine unglückliche Liebesgeschichte, die er in ganz Berlin selber erzählt hat.) – Heute Abend kommt Olga an, |Samstag mein Bruder (wahrscheinlich.) – Ich hoffe Dinstg früh zu Hause zu sein und spreche Sie wohl gleich in den ersten Tagen.– Zu dem neuen »Avancement« gratulir ich herzlich. Herr Wigand war hier bei mir; solang ich nur durch Lantz von den administr Zuständen der »Zeit« erfahren hatte, konnte ich einige für |unbewußt übertrieben halten, aber nach den Berichten des Hrn W. find ich das Verhalten des hier in Betracht kommenden Hinausschmeißers wie Gageverkürzers und Processführers einfach skandalös.–
– Leben Sie wohl, seien Sie herzlich gegrüßt, auf Wiedersehn
Ich hoffe Ihre Frau ist wohl.
Ihr
A.
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