Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, [28. – 31. 3. 1898?]

Mein lieber Freund,

Ich danke Dir für Deinen lieben Brief, den ich hier fand.
Es geht nicht, nach Wien zu kommen. Die Zeit reicht nicht aus. Es thut mir unendlich leid, daß ich so hinausfahren soll, ohne einen guten Händedruck von Dir mitzunehmen.
Samstag früh fahre ich von hier nach Genua. Am 5. steige ich dort aufs Schiff. |Ich habe viel Angst vor der Seekrankheit und noch mehr davor, daß ich den Aufgaben meiner Reise journalistisch-schriftstellerisch nicht gewachsen sein werde.
Es freut mich unendlich, daß Du arbeitest. Laß’ Deine Stimmung sein, wie sie will, und arbeite weiter. Dadurch wird am Ende auch die Stimmung besser werden. Alle Mißstimmung kommt ja doch nur daher, daß |man über sich nachdenkt. Das muß man unter allen Umständen vermeiden, und Arbeit ist das beste Mittel hierzu.
Schreib’ mir, bitte, noch ein Wort über Dein Ergehen nach Genova, ferma in posta. Auch während ich unterwegs bin, mußt Du mir regelmäßig über Dich berichten. Ich theile Dir noch das Nähere über Adresse u. Sonstiges mit.
|Vor meiner Abreise aus Paris war ich noch ein oder zwei Mal mit Frau Bahr zusammen (Saumensch!)
Die Meinigen haben Alle viel nach Dir gefragt und grüßen Dich herzlich.
Grüße mir den Richard und den Leo und sei Du selbst von Herzen gegrüßt!
Dein treuer
 Paul Goldmann
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar