Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 29. 6. [1896]

Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour. Paris, 29. Juni.
Bureau à Paris

Mein lieber Freund,

Was soll man gegen ein viermal unterstrichenes »durchaus« machen? Gar so »durchaus« bin ich ja nicht gegen Dänemark eingenommen. Ich habe nur nicht die Mittel, um hinzufahren, und nicht die mindeste Lust, dortzubleiben. Da Du aber meinst, daß dies schwächliche Gründe sind, so hast Du jedenfalls Recht und ich werde hinkommen. Also, wenn ich bis Anfang |August nicht ganz bankrott bin (was möglich ist) und wenn nichts Anderes Wichtiges dazwischen kommt, so treffen wir uns zwischen dem 5. u. 10. August in Scottsborg, welcher Ort nach Deinen Schilderungen so billig ist, daß man ihn schon wegen seiner Billigkeit aufsuchen müßte. Ich kehre sicher mit großen Ersparnissen heim. Andere Leute gehen auf die Goldfelder von Transvaal, ich werde nach Scottsborg gehen. Gott allein weiß, wer Euch diese dänische Idee in den Kopf gesetzt hat! |Europa issschön und es gibt soviel Herrliches zu sehen. Muß man also gerade in ein Land gehen, in dem es absolut nichts gibt: weder Gebirge, noch Kunst, noch Vergangenheit, – höchstens Meer, aber auch das wird vielleicht ein Schwindel sein und ich werde es erst glauben, wenn ich es gesehen habe.
Enfin, ich komme nach Dänemark. Ihr werdet mich hoffentlich über Eure Unterwegs-Adressen auf dem Laufenden halten. Richard wird sich auch zu einer Correspondenzkarte einmal entschließen |ssen; aber ich glaube, die dänischen Postkarten sind kleiner als die österreichischen, was wieder ein Vortheil dieses schönen Landes ist.
Du aber, mein lieber Freund, reise glücklich. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute auf den Weg.
Die Zeitungen, die Du auf dem Zettel angegeben, kann ich Dir erst morgen schicken, da weite Wege zu ihrer Besorgung zu machen sind. Gib also Ordre, daß sie Dir nachgesandt werden.
Von Herzen und in Treue
Dein
 Paul Goldmann.
Schick’ mir, bitte, das Buch von Altenberg.
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar