Du mußt mir nicht bö
se
sein: Ich habe hier wenig Beziehungen zur ärztlichen Welt und
da ich außerdem mit tau
send Dingen die Hände voll zu thun hatte, habe ich eine Woche
gebraucht, ehe ich Dir das
Gewünschte ver
schaffen gekonnt. Ich
sende Dir anbei das »
Agenda médical«. Auf S. 381 finde
st
Du die Namen derjenigen Profe
ssoren unter
strichen, die mir als die bedeutend
sten
bezeichnet worden; ihre Adre
ssen
sind in dem S. 299 beginnenden
|Verzeichniß enthalten. Wenn Du
nun Weiteres brauch
st, für die
se
sowie für alle zukünftigen Angelegenheiten – wenn
Gänge zu machen oder Briefe auszutragen
sind
etc. –
so
schreibe mir
stets. Insbe
sondere den mechani
schen Theil eventueller journali
sti
scher
Maßnahmen kann ich Dir leicht be
streiten helfen, da ich hier einen Büreaudiener habe.
Aber auch
son
st betrachte mich als Deinen
ministre plénipotentiaire und gib’
mir etwas zu
|arbeiten. Freilich verlange ich einen
Gegendien
st. Das i
st gemein, aber ich kann nicht anders. Schon während un
seres
letzten Bei
sammen
seins hatte ich die Bitte auf der Zunge, aber es er
schien mir doch gar zu
erbärmlich, Dir damit zu kommen. Al
so
schriftlich: Wäre Dir möglich, wenig
stens ein
paar Monate lang, meinem
Schwager ein
Freiexemplar zu bewilligen. Seine Praxi
s↓s↓ geht noch nicht
|gut genug, ihm ein
Abonnement zu erlauben.
Ander
seits möchte
n er gar zu gern
, das
Blatt le
sen. Und da durch einen glücklichen
Zufall . . . . Ich bitte Dich al
so um Gewährung meiner Bitte,
indem ich zugleich gegen die von mir begangene
schamlo
se Ausbeutung prote
stire.
Adre
sse:
Dr. Josef Rosengart,
Frankfurt a/M, Rossmark Rossmarkt 20.
Es i
st viel Erfreuliches in Deinem lieben Briefe. Vor allen Dingen bin ich
|von Herzen froh, daß es endlich mit der
Aufführung ern
st wird. Da ich
so gar nichts hörte, glaubte ich, es
sei wieder eine Ver
schiebung eingetreten.
Nochmals:
sobald die
Aufführung fe
stge
setzt i
st, theile mir das
umgehend mit. Und reg’ Dich nicht auf wenn die
Komödiantenbande, der Gewohnheit gemäß,
Dich kränken
sollte. Ich hätte
so gern genaue Details über die
Proben gewußt, ich bin auch überzeugt, daß
Du bei un
serem näch
sten
|Bei
sammen
sein behaupten
wir
st,
sie mir ge
schrieben zu haben. Damit werde ich mich wohl begnügen mü
ssen.
Sehr Laß’ mich wenig
stens bald etwas über den Fortgang
der
Affaire wi
ssen, – ja? Und
stärkt
d↓D↓ir das nicht richtig die Productionslu
st, die
se endliche Verwirklichung des
so lange Erhofften?
Ich habe den »
Anatol« und das »
Märchen« hier dem neubegründeten
Freien Theater für ausländische
Kunst, dem »
Oeuvre« eingereicht.
|Die
Herren waren
sehr vergnügt über
mein ihnen gewidmetes
Feuilleton, und da ich
nicht gern
auf die Gelegenheit zum Verlangen von
Gegendien
sten vorübergehen la
sse (
siehe oben),
so bat ich
sie, Deine
Stücke zu le
sen. Es
sind nämlich
Leute darin, die deut
sch können. Mach’ Dir aber keine allzu großen Hoffnungen.
D Sie Sie frugen mich nämlich, ob die
Stücke »my
sti
sch«
seien? Ich
wußte nicht recht, was
|ich
sagen
sollte: Bitte,
sind
sie my
sti
sch?
Übrigens habe ich noch andere Eisen für d↓D↓ich hier im Feuer. Doch davon später.
Das Blühen in der lieben
Wiener Kün
stler-Laube –
oh verdammt, welch’ ein Gleichniß! – beobachte ich mit wehmüthiger Freude. Gewiß,
ich
weiß, daß
Eure drei Namen weit klingen werden, und in nicht langer Zeit. Ich
sehe, wie
Ihr formt und
schafft, und wün
sche allen Segen
|auf die
ses Schaffen herab. Und dann kehre ich in
mich ein und habe das traurige Gefühl des Mannes, der ein
sam und
schwach auf einem
Stein
sitzen geblieben i
st und nur noch die fernen Stimmen der Begleiter hört, die
durch den Wald hallen: aber
sie
sind weit und er wird ihnen nimmer nachkommen. Meine
Arbeiten? Gewiß weiß ichs nicht, wenn ich etwas Gutes
schreibe. Und wenn ich es
wüßte: Hat das einen Werth, was ich thue? Geh’, das mußt
|Du mir
selb
st zugeben, daß ich in un
serem Krei
se
bereits immer deutlicher die bitterbö
se Rolle übernehme »des Mannes, aus dem etwas
hätte werden können«.
Ich bitte Dich in
ständig: veranla
sse
Loris und
Richard, daß
sie mir die er
schienen
en oder zu er
scheinenden
Sachen schicken. Ohne Briefe: ich weiß, daß die Briefe nach
so langer
Zeit
schwer zu
schreiben
sind. Die gewi
sse Furcht vor der Einleitung. Ich
|möchte deßwegen aber nicht um die
Bücher kommen.
Wenn Du kann
st,
so
schick’ mir, bitte, gelegentlich noch einen »
Anatol« – zu Propaganda-Zwecken.
Bahr: Du ha
st eine
so merkwürdige Art, gegen Leute gerecht
sein zu wollen, die
sich
schurki
sch gegen Dich benehmen. Nein, – der
Mann i
st für mich kein großes Talent,
selb
st wenn er es
sein
sollte. Ungerechte
|Beurtheilung i
st bereits eine
halbe Befriedigung des Ha
sses. Und
seit der hundsföttischen
Kritik über Dich ha
sse ich den
Kerl mehr als je.
Der Briefka
sten-Dieb
stahl des
Sosnosky i
st
scheußlich. Ich habe mit meinem
Onkel berathen, aber ich glaube, wir können nichts machen
.↓,↓ ge
setzlich. Höch
stens eine Züchtigung im
Blatte, die aber auch eine Reklame für das
Buch des
Gauners wäre.
|Herzl i
st
seit einigen Wochen
sehr krank:
Malaria oder
so etwas.
Was Neues in
Wien? Bitte
schreibe bald.
Auch ein persönliches Wort: Gesundheit, Production, materielle Fragen.
Mir geht es schlecht, oh so schlecht!
Viele treue Grüße!
Dein
Paul Goldmnn