lieber Hermann, ich habe
Brahm ge
sprochen, er äußerte
sich anerkennend über den
Krampus, findet nur, da
ss gerade das
Deutsche Theater nicht der rechte Boden für das Stück sei. Ich glaube al
so
nicht, da
ss er zu der Aufführg nach
Hamburg
fahren wird, hielte es aber doch für ganz gut, we
nn du
ihn unverbindlich mit ein paar
Worten dazu einladen
möchte
st. Gegen deine Bemerkung über den literar. Stempel, den doch er
st das
Deutsche Theater verleihe (die ihm mitzutheilen ich
mich wohl für befugt halten durfte?)
schien er nicht unempfindlich zu
sein, und ich
zweifle nicht daran, da
ss er deine näch
sten Stücke ohne vorgefa
sste Meinung le
sen
wird. Ich bin übrigens mor
gen Nachmittag bei ihm
und habe
sicher Gelegenheit, nochmals in deinem Sinne zu reden. Er gehört doch, bei
allen Begrenztheiten und Eigen
sinnigkeiten zu den weitaus ver
ständig
sten
Theatermen
schen
↓(vielleicht auch Menschen schlichtweg –)↓,
die es gibt, und i
st derjenige, mit dem man am gradlinig
sten und verläßlich
sten
verkehren kann. Man darf von ihm
sagen, da
ss
er nie lügt. Du
sollte
st dich einmal per
sönlich mit ihm aus
sprechen. We
nn
er nicht nach
Hamburg ko
mmt, vielleicht be
suchst du ihn auf der Hin- oder
Rückfahrt? –
Die
ser Tage
sprach ich
Harden[,] der jetzt
sehr gegen den kleinen
Kraus eingeno
mmen i
st und findet, da
ss ein
solches
Blatt in
Berlin sich nicht halten kö
nnte.
Anläßlich der
Krausischen Kritik über die
veine, in der
Kr. von einer angeblich extra von dir
↓(?)↓ gegen ihn hineingedichteten Stelle erzählte, hat er ihm (
Harden dem
Kraus) eine Karte ge
schrieben, er
mü
sse gelegentlich diesen Irrthum richtig
stellen, da die betreffende Stelle
sich
im Original fände; –
Kraus soll es auch zuge
sagt
haben, aber bisher nicht
gethan haben. –
Heute war Generalprobe der
Lebendigen Stunden.
Sie fiel gün
stig – für abergläubi
sch
[e] Gemüther zu gün
stig
ohne↓aus↓. –
Ganz entzückt bin ich von
Bassermann. Neulich
sah ich ihn als
H↓j↓ajm↓lm↓ar,
Sauer als
Gregers Werle; ich habe
selten
so
starke
schau
spieleri
sche Eindrücke erlebt. Die
Triesch kann überra
schend
viel. –