Hermann Bahr an Arthur Schnitzler, 8. 7. 1897

|»Die Zeit« Wien, den 8. Juli 1897
Wiener Wochenschrift IX/3, Günthergasse 1.
Herausgeber:
Professor Dr. I. Singer, Hermann Bahr, Dr. Heinrich Kanner.
Telephon Nr. 6415.

Lieber Freund!

Neumann-Hofers Drängen nachgebend, der mich noch immer mit Dir plagt, frage ich noch einmal bei Dir an, ob Du denn nicht doch irgendwie zu bestimmen wärest, einen Vertrag mit ihm einzugehen, der Dich für drei oder fünf Jahre an sein Theater bindet. Ich habe Dir schon gesagt: er bietet Dir 12% Tantièmen an, oder wenn Du es vorziehst, ein Einreichungs|honorar; eventuell ließe er sich wohl zu beidem bereden. Es ist ihm sehr wichtig, gerade Dich zu haben. Stelle Deine Forderungen; ich habe neulich in den paar Minuten Dir nicht so recht zureden können u. weiß nicht, ob ich Dich in Ischl sehen werde. Ich bitte Dich also brieflich, Dir die Sache doch noch einmal zu überlegen. Sie hat gewiß ihre Bedenken. Aber überlege Dir, ob sie sich nicht so drehen läßt, daß sie die größten Vorzüge für Dich hat. Suche Dir etwa Termine aus, wie Du sie sonst an keinem Theater |kriegst, oder was sonst etwa in Deinen Wünschen liegt. Ich weiß ja nicht, worauf Du am meisten Werth legst. Schreib mir das dann. Ich würde sehr wünschen, daß Du doch irgendwie mit Neumannhofer zusammen kommst: denn ich hoffe so diesen allmälig dahin zu bringen, daß er aus dem Lessingtheater eine gut östreichische Bühne macht. Dies würde ich von Herzen wünschen.
In der Hoffnung, daß es Dir immer gut geht, bin ich, mit vielen Grüßen |an Richard,
Dein alter treuer
Hermann
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