Lieber Richard, die
Pariser Tage
–
sie werden wahr
scheinlich bald »
sehr
schön gewe
sen«
sein – nahen ihrem Ende; Montag
fahre ich nach
London und bin in den ersten
Junitagen in
Wien. Sie aber fahren bereits in den
selben er
sten Junitagen nach
Ischl?
Ich werde Sie doch hoffentlich noch in
Wien
finden? Beruhigen
|Sie mich darüber, indem Sie mir
eine Zeile nach
London schreiben. Meine Adre
sse ist sehr complicirt: bei
Felix Markbreiter London S E. Honor Oak, Woodville Hall. –
Paul behauptet,
so oft ich irgend ein
Entzücken oder eine Befriedigung über irgend was hier äußere – und es wi
mmelt von
solchen Gelegenheiten, d
ss Sie einmal ge
|äußert,
Paris
hätte Ihnen nichts zu
sagen. Sie werden das einmal be
schämt zurücknehmen. Sie ahnen
nicht, was Ihnen
Paris alles zu
sagen hätte und
wie viel Sie gerne antworten möchten. Die
se Stadt dampft von Cultur, und ich hab mich
kaum über einen Men
schen ärgern kö
nnen, der mir zufällig
heute grad
sagte, er
sei in
Wien gewe
sen,
|denke gern dran zurück:
c’est une
gentille petite ville. Man
spürt auch etwas wahres in die
ser Phra
se: d
ss
eigentlich die ganze Welt in
Paris enthalten
sei;
man hat eine Ahnung von Unendlichkeit, in der man beinah so ein
sam
sein könnte wie in
der Wü
ste. Wi
ssen Sie, was mir eine große Freude
sein würde? einmal mit Ihnen hieher
zu kommen – nicht
|ohne Ihnen das Ver
sprechen abgeno
mmen zu haben, nicht bei jeder Auslage stehn zu bleiben.
Ich würde Sie aber nie an die Seine führen, wo an den Quais auf den Steinbrü
stungen
Millionen Bücher liegen – Sie würden dazu allein zwanzig Jahre brauchen. Dort findet
man, wie Sie gleich
sehen werden, alle Bücher der Welt;
|um mir eine Emotion zu ver
schaffen, hab ich mit einer
Verkäuferin um ein Exemplar von »
Mourir« »gefeil
scht« – das Luder hat’s mir für 60
centimes
gela
ssen – unaufge
schnitten! (das Buch mein ich.)
– Mit
Ihr bin ich
sehr
zufrieden;
sanft, lieb, ein bischen rührend. Ich hab
sie wahr
scheinlich viel lieber,
als wenn ich
sie lieb hätte. – Wir . . . na, wir reden ja in
Wien darüber. –
|Der
Graf, dem Sie die Empfehlung an
Richard Paul mitgegeben, i
st, losgelö
st von den
Leuten, unter denen er noch einer der an
ständig
sten i
st, ein ganz widerliches
Subjekt; verlogen und verlottert. Moral
schule
Altenberg, Beobachtungs
schule
Bahr.
Sie sitzt, während ich Ihnen
schreibe, im Nebenzimmer
und lie
st eben die
Scene
zwi
schen dem
|Dichter (
Biebitz) und der Schau
spielerin, die ich übrigens geändert
habe,
so d
ss man
sagen kann:
Biebitz bleibt
Biebitz! – Aber
son
st haben Sie hoffentlich mehr gearbeitet als ich. Nach
die
sen zwei Dingen
sehn ich mich unbe
schreiblich: nach dem Schreiben und nach dem
Bicycle! – Kö
nnen Sie’s endlich?
(Bicycle natürlich. –)
Seien Sie herzlich gegrüßt. Ihr
Arthur.