Stefan Zweig an Arthur Schnitzler, 26. 7. 1929

|26. Juli 29
Verehrter und lieber Herr Doktor, ich habe (hoffentlich zum erstenmale in unsern Beziehungen!) einen kleinen Verstoss gegen die guten Sitten begangen. Aber die innere Gesinnung darf da wohl Pardon erbitten. Mich kränkte es nämlich seit langem, dass ich nie die rechte Gelegenheit fand, meine Verehrung und Liebe für Sie öffentlich kundzugeben. So habe ich Ihren Namen auf das Widmungsblatt meines Fouché-Buches drucken |lassen, ohne das Geziemende zu tun: Sie voraus anzufragen, ob sie diese Widmung annehmen wollen. Nun, ich denke Sie werden mir diesen kleinen Verstoss verzeihen und nicht die Auflage einstampfen lassen, nur weil sie meine redliche Liebe zu Ihnen öffentlich bekennt.
In Treue ergeben Ihr
 Stefan Zweig
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