Robert Adam an Arthur Schnitzler, 22. 7. 1929

|Wien, den 22. Juli 1929.

Hochverehrter Herr Doktor!

Fräulein Frieda Pollak hat mich durch Übergabe Ihres »Professor Bernhardi« und Ihrer freundlichen Gedenkworte überrascht. Nehmen Sie, bitte, hiefür meinen herzlichsten Dank!
Wenn ich mir erlaube, diesen Zeilen den Abdruck eines Vortrags anzuschließen, den ich im Verein der Laienrichter hielt, so tue ich es mit einigem Zagen und faute de mieux. Während sonst bekanntermaßen niemand etwas drucken will, das von mir stammt und dessen Drucklegung mir am Herzen läge, so wurde mir diesmal das Manuskript plötzlich für diesen im konkreten Fall verruchten Zweck abgefordert und ich wurde nicht ganz nach meinem Wunsch zu einem wenn auch nicht populären, so doch popularisirenden Autor kreiert. Die Übersendung soll nur besagen, daß ich den Wunsch hege, Ihnen einmal mit einem ganzen Buche |vor Augen treten zu dürfen; sie ist als Surrogat dieser Wunscherfüllung gewissermaßen symbolischer Natur.
Vielleicht gelingt es mir doch noch einmal, eine Arbeit zustande zu bringen, die ich Ihnen mit gutem Gewissen vorlegen kann. Sooft ich dem Urlaub nahe bin, hebt sich die Hoffnung auf Muße, Nervenruhe und Arbeitslust und -fähigkeit; ich weiß nur leider aus Erfahrung, daß schon die erste Urlaubswoche eine Enttäuschung bringt.
Nehmen Sie, hochverehrter Herr Doktor, nochmals meinen besten Dank und den Ausdruck meiner tiefen Ergebenheit!
DrRAdam
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