|Wien, den
22. Juli
1929.
Hochverehrter Herr Doktor!
Fräulein
Frieda Pollak hat mich durch Übergabe
Ihres »
Professor Bernhardi« und Ihrer
freundlichen Gedenkworte überra
scht. Nehmen Sie, bitte, hiefür meinen herzlich
sten
Dank!
Wenn ich mir erlaube, die
sen Zeilen den
Abdruck eines Vortrags anzu
schließen, den ich im
Verein der Laienrichter hielt,
so tue ich es mit einigem Zagen und
faute de mieux. Während
son
st bekanntermaßen niemand etwas
drucken will, das von mir
stammt und de
ssen Drucklegung mir am Herzen läge,
so wurde
mir diesmal das Manu
skript plötzlich für die
sen im konkreten Fall verruchten Zweck
abgefordert und ich wurde nicht ganz nach meinem Wun
sch zu einem wenn auch nicht
populären,
so doch populari
sirenden Autor kreiert. Die Übersendung soll nur be
sagen,
daß ich den Wun
sch hege, Ihnen einmal mit einem ganzen Buche
|vor Augen treten zu dürfen;
sie i
st als
Surrogat die
ser Wun
scherfüllung gewi
ssermaßen
symboli
scher Natur.
Vielleicht gelingt es mir doch noch einmal, eine Arbeit zustande zu bringen, die ich
Ihnen mit gutem Gewissen vorlegen kann. Sooft ich dem Urlaub nahe bin, hebt sich die
Hoffnung auf Muße, Nervenruhe und Arbeitslust und -fähigkeit; ich weiß nur leider aus
Erfahrung, daß schon die erste Urlaubswoche eine Enttäuschung bringt.
Nehmen Sie, hochverehrter Herr Doktor, nochmals meinen besten Dank und den Ausdruck
meiner tiefen Ergebenheit!
DrRAdam