Stefan Zweig an Arthur Schnitzler, [im Herbst 1910]

 

Sehr verehrter Herr Doktor,

ich weiss nicht, ob Sie schon in Wien  sind und ob ich meine Bitte an Sie richten darf. Sie will nicht viel: ich möchte Sie gerne wieder einmal besuchen dürfen, das ist Alles. Man erzählt mir viel von Ihrem neuen Stück und so viel Gutes dass ich ganz ungeduldig werde und das Frühjahr kaum erwarten kann: freilich ist zuvor noch die Freude der »Medardus«-Première! Wie viel Ihnen doch in den letzten Jahren gelungen ist, wir, die wir Ihr Werk lieben, sind immer ungeduldig und wollen noch immer |mehr – das müssen Sie uns verzeihen, dass wir bei aller Liebe am Gegebenen noch nicht genug haben und uns doppelt auf das Werdende freuen.
Mit den besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und den ergebensten Grüssen
in Verehrung getreu
Ihr
 Stefan Zweig
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