Ich danke Ihnen für Ihren lieben Brief und freue mich, daß Sie und
Arthur ein paar frohe und friedliche
Tage haben
verleben können. Ihre Schilderungen
sind
sehr eindrucksvoll, und an Ihren Worten i
st
ein Schimmer von Glück haften geblieben.
Eines aber muß ich mir gleich von der Seele
schreiben. Ich danke Ihnen für
|die Offenheit, mit der Sie zu mir über meine
Feuilletons
sprechen, und werde Ihnen mit der
selben Offenheit antworten. Und da muß
ich Ihnen
sagen, daß Ihre Äußerungen mich außerordentlich ge
schmerzt, – daß
sie mich
in einem Punkte getroffen haben,
wo an dem ich überaus empfindlich bin. Oder, um es etwas weniger
sentimental
auszudrücken: Ich bin
××××× verblüfft, von Ihnen
so ganz und gar nicht ver
standen zu werden. Ich bin
verblüfft, daß Sie nicht begreifen, wieviel ehrliche Kun
stbegei
sterung, welch’ heißes
Wahrheits
streben in meinen
Kritiken
über
Hauptmann sich
|ausdrückt. Ich bin verblüfft, daß Sie in einem
Falle, wo Ihre und meine Meinung
sich gegenüber
stehen, nicht einen Augenblick
den Fall↓die Frage↓ in Erwägung ziehen, ob nicht vielleicht Sie im Unrecht
sind, und daß Sie
ohneweiters eine Auslegung
sich zurechtmachen, die mich (ich kann es nicht anders
sagen) in meiner
kritisch Ehre als Kritiker trifft. Denn ich würde es für
unehrenhaft halten, wenn ich, wie Sie meinen, in meinem Kampf gegen
Hauptmann mich auch nur im Minde
sten durch per
sönliche Motive leiten ließe. Wenn Sie
meine Angriffe gegen
Hauptmann per
sönlich
|finden,
so wi
ssen Sie wohl nicht,
was per
sönliche Angriffe
sind. Meine Einwendungen
sind einer ab
solut
sachlichen Art;
und wenn
sie im heftigen Tone vorgebracht werden,
so kommt die
ser Ton von meinem
Temperament, –
so kommt er von der Erbitterung her, die mich erfüllt, einen
so
minderwerthigen Gei
st, wie
Gerhart Hauptmann, zum großen Dichter erhoben zu
sehen. Und daß Sie mir die
se Erbitterung nicht
glauben wollen, daß Sie nach per
sönlichen Motiven
suchen, – Sie, eine Freundin, – das
hat mich verblüfft, das hat mich
schwer gekränkt. . . . .