Dr. Schnitzlers Stück kam infolge unzureichender Dar
stellung nicht zur rechten
Wirkung. Auch hatte man die Unver
schämtheit und Taktlo
sigkeit, es ganz zuletzt, um
½ ½ 11 Uhr Abends, nachdem das Publikum bereits durch ein überlanges
Programm ermüdet war, aufzuführen.
Dr. Schnitzlers Anwe
senheit
hier thut mir
sehr wohl, und ich werde mich nachher nur um
so ein
samer fühlen.
Ich gratulire Ihnen zu Ihren
schau
spieleri
schen Erfolgen, von denen Sie mir mit
so überzeugender Bered
samkeit berichten.
|Selb
stver
ständlich werde ich bei
Lindau,
soweit es in meinen
schwachen Kräften
steht, Ihnen behilflich
sein.
Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über das Künftige. Erstens nützt es doch nichts,
und zweitens kommt das Künftige schon von selbst, wenn man jung ist und Talent
hat.
Ich würde mich freuen, wenn Sie nach
Berlin
kämen. Dann hätte auch ich »doch wenig
stens eine bekannte Seele in der
Stadt« (wie Sie
sich in Bezug
auf mich ausdrücken).
|Hoffentlich sind Sie wieder in guter Stimmung, wenn
dieser Brief ankommt. Ist das Leben wirklich so bitter? Ich finde aber, alle
Bitterkeit macht auch nichts, wenn es richtig ↓nur↓ hier und da einen süßen Schluck gibt. Nur ganz ohne Schluck süßen Schluck ist es schwer zu tragen.
Ihr
Bild soll willkommen
sein.
Ich habe Ihnen lange nicht geantwortet, weil ich wenig Zeit zum Schreiben habe und
weil – weil – weil ich nicht recht wußte, |was ich
Ihnen antworten sollte.
Grüßen Sie Ihr
Schwesterlein und
seien Sie
selb
st recht herzlich gegrüßt von
Ihrem
ergebenen
Dr. Paul Goldmann