Lieber Freund! Das war sehr lieb von Ihnen, dass Sie
mir mittheilten, ich werde oft gelobt, es hat mich sehr gefreut, denn ich begreife
immer mehr, dass der
Hugo recht hat, wenn er
sagt: »Ich möcht mehr g’lobt werd’n.« Sie können sich vorstellen, welches Gewicht
ich
auf das Urtheil von
Neumann lege. Jetzt erst
glaube ich, dass ich doch etwas kann. Ich habe mir jetzt meine
Feuilletons zusammenstellen
laßen, und schicke sie Ihnen morgen. Wählen Sie davon
welche aus, und senden Sie das an
Goldmann
weiter, ja? Dass ich
Beer Hofmann nichts geschrieben habe, soll nicht missdeutet werden. Zu einem
Brief lag rein äußerlich nichts vor, und ihm auf den
Wurstelprater eine Widmung schreiben, mochte ich nicht, weil ich ja nicht
wusste, wie ihm der
Wurstelprater gefallen
werde, und weil, – nun Sie wissen ja dass ich da vielleicht ein bisschen zu sehr
empfindlich bin. Ich weiss ja auch heute nicht, ob er
was davon hält, und so konnte ich ihm bis heute nichts schreiben. Übrigens vermuthe ich, dass er
ihm nicht gefallen hat, weil Sie mir das sonst sicher geschrieben hätten. Dabei kann
ich aber nicht begreifen,
|seit wann wir uns das
nicht mittheilen. Das Sie
einen kleinen
Neffen haben, wusste ich, aber das kann mir
doch nicht imponiren, da ich doch zwei
Töchter habe! Übrigens habe ich jetzt wieder acht
Schreckenstage mitgemacht. Ich bin nämlich einmal doch erlegen, und so kamen dann
die
acht langen Tage. Endlich erschien die Gefahr doch beseitigt und ich atmete auf. Es
wäre wirklich zu schrecklich gewesen. Übrigens verbringe ich nach dieser Seite hin
arge Tage. Scenen, Scenen, Scenen. Wie einem
da zu
Muthe wird, können nicht einmal Sie recht wissen. Es gibt gegenwärtig, besonders aber
heute, keine Frau, die mir unausstehlicher wäre als
meine
Geliebte. Sie hat übrigens gestern, als wir eine Stunde
lang wortlos und wüthend nebeneinander saßen, plötzlich gesagt: »Uns sollte man mit
Knütteln auseinander jagen.« O, wie recht! Wir sind übrigens in ein Stadium getreten,
in welchem jeder Streit sofort ausartet und nicht wieder gutzumachende gegenseitige
Beschimpfungen hervorruft, ich thue nichts, um das zu mildern
, |und könnte es auch nicht.
Intensiv denke ich ans Fortreisen, wo ich denn durch Ruhe und lieberen Umgang mich
zu
erholen, und
ihr durch Briefe unsere Nichtzusammengehörigkeit eindringlich vorzustellen
beabsichtige. Dass
B.-H. erst
Anfangs September fahren will ist
fatal, aber da er den »
Götterliebling« fertig
macht, läßt sich nichts thun, das ist jedenfalls wichtiger, und wenn er im Herbste
erscheinen will soll er doch dazu schauen, noch diesen Monat (August) fertig zu werden. Mit mir steht die Sache so: Ich kann den 13. od. 14. August fort;
muss aber jedesfalls den 1. September zurück sein. Wenn wir zusammen reisen, dann müssten Sie sich
längstens bis 1. Aug. entschloßen haben, damit ich mich danach einrichten kann. Für
diesen Fall käme ich
nicht nach
Ischl, sondern wir träfen uns entweder in
Wien, oder
in↓am↓ 16. Aug. in
Stettin, da ich auf 1 Tag nach der Insel
Rügen muss. Nun aber folgendes:
Moriz
Rosenthal, den ich heute sprach, sagte mir, er
könne nicht
dringend genug vor
Kopenhagen warnen. Es sei weder schön noch gut dort, ferner
theuer, schlechte Bäder ec. Er räth
Rügen an,
oder
Sylt,
gewiss
nicht Kopenhagen. Geht es noch, dass daran gerüttelt
wird? Ferner: Wenn Sie nicht sehr gerne von
|Ischl früher weggingen, als bis
BH.
fährt, oder auch die
Anderen in
Kphg. eintreffen, bin ich auch
bereit auf die Reise zu verzichten. Für diesen Fall
könnte↓käme↓ ich dann am 13. oder 14. Aug. einfach nach
Ischl, ginge zum
Leopold, nähme mein Bicycle mit, und bliebe
ruhig bis 1. September dort. Wie es Ihnen angenehmer
ist, mögen Sie nun entscheiden. Ich muß gestehen, dass es mir im Grunde gleich ist,
wie u. wo ich die 14 Tage verbringe, ich möchte nur gerne
rechtzeitig wissen, (also bis 1. Aug.) was
geschieht. Mir kommt es in meiner momentanen Verfassung lediglich darauf an überhaupt
nur fort zu
ko↓fa↓hren, und ein bischen Ruhe zu haben.