Das Verhalten des
Volkstheaters i
st
skandalös, und Dein Brief i
st unter die
sen Um
ständen nur der Ausdruck legitimer Entrü
stung. Ob es aber
klug war, die Beziehungen ganz abzulehnen, kann
ich von hier aus nicht beurtheilen. Dazu bedarf ich Deiner mündlichen Aufklärungen.
Herr
Bahr scheint da wieder eine feine Rolle ge
spielt zu haben. Wie aber wird die Zukunft
sein? Wenn Du in
Wien kein Theater mehr ha
st, wir
st Du,
so denke ich mir, nach
Berlin über
siedeln. Hier wir
st Du die Stellung
finden, die man Dir in
Wien ver
sagt. Und
|auch
h× Deine Weiterentwickelung könnte nur gün
stig
beein beeinflußt werden, wenn Du die engen
Wiener Verhältni
sse verließe
st und in die große Welt hinauszöge
st.
Die Karte, die wir Dir
sandten, war in der That
bei Dr.
Friedmann ge
schrieben.
Warum führt der
Akademisch-Literarische Verein,
der
sich in
Wien begründet hat, nicht den »
Schleier der Beatrice« auf?
Ich hoffe um Weihnachten herum etwa 14 Tage in
Frankfurt bleiben zu können bis zur Wiedererö
ffnung des
Reichstags (8. Jänner). Ich bin
|unbe
schreiblich heruntergearbeitet und bedarf der
Ruhe und Erholung. Daß Deine
Première in meine kurze Ferienzeit fällt, i
st
ein Zu
sammentreffen, das
sich ausnimmt, als
sei
von
irge die
se Anordnung von einer feind
seligen Hand getroffen worden. Ich werde
von Dir nicht verlangen, daß Du meinetwegen Deine
Première ver
schieb
st. Aber mit Rück
sicht auf das
Referat in der
N.
Fr. Pr.×, das doch von großer Wichtigkeit
sein wird, könnte
st Du
schon eine Ver
schiebung um ein paar Tage vornehmen, unter
igend einem Vorwande. Ich werde
sehen, ob ich hier einen an
ständigen und verläßlichen
|Vertreter finden kann. Wenn nicht,
so werde ich
meinen Urlaub abkürzen und zur
Première zurückkommen.
Viele herzliche Grüße Dir und den
Mädeln!
Dein
Paul Goldmn