Ich wollte morgen fahren, aber die
se verfluchte Bande
(die
Redaktion) läßt mich nicht
fort. Ich führe hier Ausgleichs-Verhandlungen mit dem
Besitzer des großen Waarenhau
ses
Tie Tietz, de
ssen In
solvenz die
N. Fr. Pr. fäl
schlich
gemeldet und der das
Blatt klagen will. (Das
sage ich Dir im Vertrauen).
Nach 14 tägigen Verhandlungen habe ich den Ausgleich hier endlich zu
stande gebracht.
Da macht auf einmal die
N. Fr. Pr. neue
Schwierigkeiten, und Alles i
st
|wieder in Frage
ge
stellt.
Vielleicht kann ich doch wenig
stens Montag (22. Juli)
fahren. Dann bleibe ich einen Tag in
Breslau,
zwei oder drei Tage in
Wien, gehe hierauf an den
Wörthersee zu
Hirschfeld und werde irgendwo dort wohnen. Das Be
ste al
so i
st, Du
sende
st mir weitere
Nachricht an die Adre
sse von
Hirschfeld in
Seekirn. Ich möchte am
Wörthersee nicht allzulange
bleiben.
Richard, der mir während des ganzen Jahres kein Wort ge
schrieben und auch jetzt
sich
nicht einmal zu einer Zeile
|aufge
schwungen hat, in
der er den Wun
sch aus
spricht, mich zu
sehen, werde ich wahr
scheinlich überhaupt nicht
auf
suchen.
Mir liegt nun daran, in Ruhe irgendwo
möglichst hoch
ein paar Wochen zu verbringen, am Lieb
sten in den
Dolomiten, wenn das
Grödner Thal zu
sonnig i
st. Die Idee, den Schluß am
Gardasee zu
machen, finde ich entzückend. Den Ort, wo wir bis dahin bleiben wollen, mag
st Du
be
stimmen. Nur bitte ich Dich, dabei auch ein klein wenig meine Wün
sche zu
berück
sichtigen. So
sehr
|es mir auch zur Befriedigung
gereichen würde, an einem Orte mich aufzuhalten, wo Du Dich wohl befinde
st,
so wäre
es mir doch nicht
× unangenehm, wenn an die
sem Orte auch ich mich wohlbefinden könnte. Ich
brauche, was ein Men
sch mit völlig zerrütteten Nerven braucht: Ruhe, Höhenluft,
Kühle. Und in land
schaftlicher Beziehung habe ich, wie ge
sagt, ein großes
Verlan Verlangen nach einer
Dolomiten-Gegend
.↓ (↓vielleicht bei
Trient). Aber ich möchte,
daß dies Alles
schon vor meiner Ankunft
|fe
stge
setzt
wäre. Denn ich möchte nicht wieder, wie im vorigen Jahre,
dreiviertel meines Urlaubs mit dem Studium von
Bädekers und Ei
senbahn-Fahrplänen verbringen.
Kerr kann hier er
st gegen Mitte Augu
st fort. Er will
dann zu uns
stoßen und möchte gern, daß
wir womöglich eine mehrtägige gemein
same Fußwanderung im Gebirge machten. Auch
Hirschfeld |werde ich dazu animiren, bei einer
solchen Parthie
mitzuhalten.
Schreib’ mir al
so nach
Seekirn an
Hirschfelds Adre
sse. Viele treue Grüße
Dir und den beiden lieblichen
Schwestern!
Dein
Paul Goldmann.
Wie lange ich bei Euch bleibe? Je
nachdem Ihr Euch zu mir benehmt: sehr lange oder sehr kurz.