schon gleich beim Betreten dieses Hau
ses am
1tenJuni habe ich mit herzlicher Freude Ihren lieben Brief gefunden, und es i
st mir
fa
st unbegreiflich, da
ss 17 Tage vergehen konnten, wo ich wirklich jeden Tag daran
dachte, Ihnen zu
schreiben, und immer wieder die eine Viertel
stunde
sich wegrückte.
Allerdings hab ich in die
sen Tagen mit ziemlicher Ha
st und ziemlich viel Einfällen
den letzten Act des
Ballets
endlich ausgeführt,
so da
ss von nun an die
ses ziemlich umfangreiche Ding, de
ssen
Werth oder Unwerth ich ab
solut nicht ab
schätzen kann, unter meinen Arbeiten exi
stiren
wird. Hoffentlich kann ichs Ihnen im Herb
st vorle
sen und es mi
ssfällt Ihnen
nicht.
Die
ses Aneinander-vorüber-
schweben in
Innsbruck
hat mir damals recht leid gethan. Hätte man nicht ein paar Stunden zu
sammen
sein
können? ich glaube da
ss wäre für alle vier ein freundlicher Eindruck
gewe
sen. Auch i
st doch von
Gerty eine
Indiscretion eben
so wenig zu fürchten wie von mir und überdies hätte man ihr den
Familiennamen der
andern gar
nicht zu
sagen gebraucht. Wir
sind an die
sem Abend noch ins
Hofgartengasthaus nachtmahlen gegangen, dem einzigen Ort, wo man
»im Freien nachtmahlt« und ich habe
sehr gehofft,
|da
ss wir uns dort begegnen würden,
es i
st aber leider nicht der Fall gewe
sen.
Mit dem
Haus und dem Leben hier bin ich
sehr zufrieden, ich will aber nicht viel darüber
sagen,
sondern freue mich darauf, es Ihnen zu zeigen. Jetzt wü
sste ich
schon gerne,
wo ich mir vor
stellen
soll, da
ss Sie
sind.
Ich will
nun möglich
st bald anfangen, das große figurenreiche und tragi
sche
Stück zu
schreiben, de
ssen Stoff mir von
Browning überliefert i
st.
Von Men
schen
sehe ich
Bahr, der öfter herüberkommt, und erwarte näch
stens
Andrian für einige Tage.
Ich freue mich sehr auf einen Brief von Ihnen.
Von Herzen Ihr
Hugo.