Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 4. 10. [1900]

|Berlin, 4. Oktober. Dessauerstrasse 19

Mein lieber Freund,

Ich danke Dir von Herzen für Deine lieben Briefe, insbesondere für den wunderschönen von neulich, den ich ausführlich beantworten werde, sobald ich Zeit finde.
Die zweite Auflage meines Buches erscheint erst in einigen Wochen. Der Idiot von Verleger kann mit der Drucklegung nicht fertig werden. Selbstverständlich geht ein Exemplar an die angegebene Adresse.
|Gestern hatten wir hier »Rosenmontag« von Hartleben. »Unser Otto Erich.« Guter erster Akt. Sobald das eigentliche Drama anfängt, eine von Akt zu Akt trostloser werdende Unfähigkeit und Leere. So ein Bursch ohne Wärme und Poesie, der sich als Dichter aufspielt, weil es in der deutschen Literatur zufällig an solchen mangelte!
Bahr scheint auch ein liebes Stück geschrieben zu haben. Wir haben hier folgende Berichte |erhalten:


Diese zwei Kritiker scheinen das neue Werk von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu betrachten. Im »Börsencourier« aber schmückt Siegfried Löwy sich folgendermaßen aus:

Bitte, liebster Freund, wenn Du eine Minute Zeit hast, schreib’ mir in drei Worten die Wahrheit!
Was hast Du zu den herrlichen Nietzsche-Briefen in der N. Fr. Pr. gesagt?
Viele treue Grüße!
Dein
 Paul Goldmann
Brandes war hier und ist zu einem weiblichen Rendezvous, wie er selbst mittheilt, nach Dresden gefahren.
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