Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 26. 1. [1898]

Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour. Paris, 26. Januar.
Bureau à Paris
Tausend Dank, liebster Freund, für Deinen Schritt bei Brahm. Natürlich ist Alles vergeblich. Nie bekomme ich diese Stelle. Erstens passe ich nicht in dieses temperamentslose Spießbürger-Blatt hinein. Zweitens nehmen die Leute keinen Juden. Drittens: Wer bin ich? Wer kennt mich? Bin ich eine literarische Persönlichkeit? Ich bin ein »Journalist«! Frag’ nur Deinen Freund Hugo!
Aber tausend Dank trotzdem! Es thut mir furchtbar leid, daß meine Leute Dich doch |mit der Angelegenheit belästigt haben.
Bahrs Artikel über die Burgtheater-Krisis ist glänzend. Wie schade, daß dieses Schwein Talent hat! Wenn man dem Prof. Singer die Meinung über Bahr sagt, so wird er beleidigt. Oder er sagt: »Schön; aber er wird gelesen!« Hübsche Äußerung für den Herausgeber eines Blattes, das für Recht und Wahrheit kämpft.
|Was macht Dein Stück? Ists fertig? Wann wirds gespielt?
Bitte, bitte, schreib’ mir bald! Ich fühle mich so einsam!
Sei von Herzen gegrüßt!
Dein treuer
Paul Goldmn
Und was sagst Du zu Frankreich?
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