Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 9. 10. [1892]

(Gazette de Francfort.) Paris, 9. October.
Directeur: M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et litteraire.
Paraissant trois fois par jour
Bureaux à Paris:

Mein lieber Freund!

Ich brauche Dir nicht erst zu schreiben, daß Du in Allem auf mich zählen kannst. Den Brief hebe ich auf. Aber bitte, schreibe mir bald. Ich sehne mich schon sehr nach einem Worte von Dir. Genauer Bericht, bitte! Mein Onkel kann Dir keine Empfehlung an den Frankfurter Director geben, weil er schlechter mit ihm steht als je. Infolge seiner letzten scharfen Kritiken ist es sogar zu bedrohlichen Auftritten zwischen meinem Onkel u. Herrn Sonnemann gekommen. |Ob ich hier werde etwas thun können, weiß ich nicht. Jedenfalls arbeite ich daran. Läge Dir aber etwas daran, in Breslau aufgeführt zu werden, so könnte ich vielleicht etwas richten. Kommst Du also doch zuerst in Prag daran? Und wann und bei wem das Buch? Ich weiß leider so gar nichts mehr. Und mit wem warst Du in Venedig? Hättest Du mir ein Wort gesagt, so würde ich meinen Urlaub verschoben haben und mitgekommen sein.
Bitte lies: 1.) Renan: Leben Jesu (Kleine Volks|ausgabe) 2. Chamfort: Maximes (Collection des auteurs célèbres) 3.) In der Sammlung der Gedichte von Sully Prud’homme dasjenige, das den Titel trägt »Les caresses«. Besonders das letztere wird Dir vielleicht ein wenig eine brennende Herzenswunde kühlen.
Grüß’ Dich Gott, liebster Freund!
Ich umarme Dich und Richard.
Dein
 Paul Goldmann.
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