|Lüttich 11. Mai. Lieber alter Freund! Einen
kurzen Gruß ein
stweilen. Ich habe über Nacht Mar
schbefehl erhalten und bin
seit heut im
belgischen Strikerevier. Fürchterliche Arbeit – aber eine neue, herrliche Welt. Ich
stecke voll neuer Eindrücke bis unter’s Dach. Soeben habe ich einen Apo
stel der
Heilsarmee, der mich bekehren wollte,
hinausge
schmi
ssen. Zwei Königreiche dafür, Dich mitzuhaben! Eine neue Zeit beginnt
für mich – Gott gebe, daß die neuen Vor
sätze anhalten. Eine neue Zeit auf dem Boden
der alten, der ganz alten Moral. Kein Kün
stler mehr – ein
sachlicher Phili
ster
stattde
ssen; kein Genußmen
sch –
sondern
nur Pflichtenmen
sch; nicht mehr ich –
sondern ein Sohn meiner
Mutter und ein Bruder meiner
Schwester.
Tu tarderas de me comprendre. Dank ein
stweilen für Deinen lieben, lieben Brief! Zwei
Zeilen nach
Brüssel ↓Poste restante↓ . . bitte, bitte! Ich grüße Dich von ganzem Herzen. Dein
Paul.