Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 21. 3. [1894]

|Paris, 21. März.

Mein lieber Freund,

Es ist wirklich wahr: Seit dem Empfang Deines lieben Briefes ist kein Tag vergangen, wo ich Dir nicht schreiben wollte. Heut habe ich endlich einmal ein wenig Zeit.
Die Übersetzung Deiner Artikel ins Französische habe ich sofort nach meiner Bekanntwerdung mit Albert besprochen. Er ist gleich bereit, wird gewiß auch etwas in einer der Jungen Revüen anbringen können. Aber ein |Haken ist da: die Revüen zahlen nicht, Albert muß von seiner Feder leben. Du kannst daher die Frage am Besten lösen, indem Du ihm ein Honorar anbietest. Natürlich macht er sehr geringe Ansprüche. Schicke ihm also Deine Schriften, mache ihm unumwunden den Honorar-Vorschlag, indem Du Dich auf meinen Brief beziehst, und überlaß mir das übrige. Die Fixirung der Summe mache ich dann schon aus, um zwischen |Euch Beiden keine Gêne aufkommen zu lassen. Schreibe ihm sofort. Denn er hat gerade jetzt etwas Zeit, die er mit einer Übersetzung ausfüllen könnte.
Sonst erfahre ich aus Deinem Briefe mit Freuden, daß du rüstig weiter schaffst. Mehr brauche ich nicht zu wissen. Über den Erfolg bin ich beruhigt. Aber ich habe schon gar so lange nichts von Dir gelesen. Könntest Du mir nicht einmal eine Kleinigkeit schicken? Ich gebe sie eventuell wieder zurück.
|Vielen Dank für die interessanten positiven Mittheilungen. Hermann Bahr gründet ein Blatt? Der Bursch weiß wirklich aus Steinen Brot zu machen. Ist das aber auch seriös?
Von mir? Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
Grüß die Freunde vielmals und vergiß nicht, daß wir Zwei uns im Sommer treffen wollen. Sei von Herzen gegrüßt und bedankt für Deine Treue (Du bist der Einzige, der meine Artikel lobt!). Schreibe recht bald.
In Treue
Dein
Paul Goldm
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar