Arthur Schnitzler an Georg Engländer, 10. 1. 1919

|Wien, 10. 1. 1919

verehrter Herr Engländer,

zu dem schweren Verlust, den die Welt durch das Hinscheiden Peter Altenbergs erlitten, bitte ich vor allem Sie als Bruder den Ausdruck meines innigsten Beileids entgegenzunehmen. Es hat sich, besonders in den spätern Jahren, freilich recht selten gefügt, daß ich ihn gesehen oder gesprochen hatte; – was sein kostbares, wundervolles Werk mir – vom ersten Buch an bis zum letzten, und in immer steigendem Maße bedeutet hat – und immer bedeuten wird, das – ich weiß es – hat er immer gefühlt. Jedem dieser Bücher hab ich mich entgegengefreut, jedes hat mich – über alles aesthetische Gefallen hinaus, manchmal ganz unabhängig davon, – im Innersten beglückt. Sein Leben ist dahin – die »Märchen seines Lebens« (er hätte ja jedes Buch so nennen dürfen) werden uns weiter begleiten, – und unsere Söhne und Enkel und Urenkel wie uns – unvergänglich wie es eben die Märchen eines solchen Dichterlebens sind – wahrer als deren Wahrheiten und Legenden! –
In herzlichster Antheilnahme drücke ich Ihnen, verehrter Herr, die Hand als Ihr sehr ergebener
Arthur Schnitzler
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