Georg Engländer an Arthur Schnitzler, 25. 4. 1913

|Georg Engländer
Wien, 25. April 1913

Hochgeehrter Herr!

Ich freue mich Ihnen die Mitteilung machen zu können, dass ich heute von Dr. Hansy Semmering die Antwort erhielt, dass er nicht nur gerne bereit ist, meinem Bruder Peter für einige Zeit, quasi als Nachkur, in seiner Anstalt aufzunehmen, sondern ihm auch in entgegenkommendster Weise einen ausserordentlich bescheidenen Preis per Tag notiert hat.
Ihre besonders freundschaftliche Teilnahme sowie Ihre besonders liebenswürdige Mühe, die Sie hierauf verwendet, verpflichten mich selbstverständlich, Ihnen sofort hievon Bericht zu geben, wie Ihnen auch gleichzeitig zu melden, dass ich Sonntag |Nachmittag mit dem Bruder die diesbezügliche Entscheidung treffen werde und es seinem Belieben überlassen werde, ob er Montag vorerst für ein od. zwei Tage unter meiner Aufsicht in Wien verbringen will, oder sofort schon Montag mit mir od. meiner Schwester auf den Semmering fahren will.
Ich hoffe nunmehr, dass der peinliche Konflikt zwischen unserer Verantwortung und dem natürlichen Drange meines Bruders zu seiner möglichsten Unabhängigkeit beigelegt sein dürfte und verbleibe mit nochmaligem ausserordentlichen und herzlichstem Danke Ihr in
Hochachtung ergebenster
[handschriftlich:] Georg Engländer
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